Anselm Grün beklagt "ständiges Jammern" in der Kirche
Der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün (79) hofft auf einen spirituellen Neuaufbruch der katholischen Kirche. "Die Kirche in Europa ist momentan in der Krise. Aber ich kann nicht in das ständige Jammern einstimmen", schreibt Grün im am Montag in Freiburg erschienenen Buch "Alles in allem – was letztlich zählt im Leben".
Die Kirche sei zu sehr um sich selbst und ihre Strukturen gekreist, kritisierte Grün, der in der unterfränkischen Abtei Münsterschwarzach lebt. Zudem habe sie lange Zeit eher auf eine moralisierende und fordernde Art und Weise gesprochen und an spiritueller Kraft verloren. Ihre "heilende Kraft" könne sie wiedergewinnen, wenn sie Menschen miteinander verbinde: "alte und junge, Einheimische und Migranten, Kirchentreue und Kirchenferne, Männer und Frauen."
Der Benediktinerpater drückte zudem mehrfach seine Hoffnung aus, dass es in Zukunft auch Priesterinnen und Diakoninnen in der Kirche geben werde. Ein wirklicher Wandel könne allerdings nicht "durch hektische Beschlüsse allein" geschehen.
"Habe erlebt, dass Muslime auf mich zukommen"
Seine Bücher erreichen nach Aussage des Benediktiners nicht nur ein christliches Publikum. "Ich habe erlebt, dass Muslime auf mich zukommen und mir sagen, dass sie meine Bücher gerne lesen", scheibt Grün. Ein Muslim habe sogar schonmal einen Vortrag von ihm organisiert.
Trotz unterschiedlicher theologischer Traditionen und Vorstellungen verbinde Christen und Muslime viel, so der Benediktinerpater, der in der unterfränkischen Abtei Münsterschwarzach lebt. Allen Religionen sei heute gemeinsam, Sinnstifter in der Welt zu sein. Sie sollten sich für die Umwelt, für die Armen und für Menschenrechte einsetzen. Zudem sei ihre Aufgabe, den Sinn für Transzendenz zu wecken.
Anselm Grün erreicht mit seinen Büchern über Spiritualität ein Millionenpublikum. Im Januar 2025 wird er 80 Jahre alt. (mal/KNA)