Weitere Missbrauchsvorwürfe im Frauenzweig von Laienbewegung
Während die Missbrauchsvorwürfe rund um die peruanische Laienbewegung "Sodalicio" derzeit vom Vatikan untersucht werden, melden sich nun ehemalige Mitglieder des Frauenzweigs der Gemeinschaft zu Wort. Nach einem Bericht des Internetportals "Crux" (Mittwoch) klagen rund 30 Frauen über psychischen, emotionalen, Gewissens- und Machtmissbrauch durch den Frauenzweig der Gemeinschaft.
Der Frauenzweig der Laienbewegung ist die "Marianische Gemeinschaft der Versöhnung" (MCR). Sie wurde 1991 von dem peruanischen Laien Luis Fernando Figari Rodrigo gegründet. Bereits im August dieses Jahres hatte der Vatikan Figari nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen. Nach Abschluss der Befragungen und Untersuchungen schloss Papst Franziskus Ende September zehn Mitglieder der Laiengruppe aus. Darunter befand sich auch ein Bischof. Ihnen wird Machtmissbrauch und anderes Fehlverhalten vorgeworfen.
Überforderung und Depressionen
Auch im Frauenzweig soll es zu Fehlverhalten und Machtmissbrauch gekommen sein, wie die 30 Frauen meist anonym gegenüber "Crux" berichteten. Dazu gehörten psychologische Tests und Untersuchungen ebenso wie eine ständige Kontrolle, vor allem des Aussehens und des Kleidungsstils. Ein ehemaliges Mitglied, Fernanda De Andrade Duque, behauptete, von einem männlichen Mitglied des "Sodalicio" sexuell missbraucht worden zu sein. Als sie sich deswegen an die Vorgesetzten wandte, sei ihr gesagt worden, sie solle die Sache vergessen. Dies habe, so der Bericht weiter, zu gesundheitlichen Problemen geführt, die später als Folge eines verdrängten Traumas diagnostiziert worden seien.
Die ehemaligen Mitglieder berichteten zudem von Überforderung. Viele hätten ernsthafte gesundheitliche Probleme entwickelt, die meist von der Leitung der Gemeinschaft heruntergespielt worden seien. Dazu gehörten Depressionen und Angstzustände. Mindestens die Hälfte der ehemaligen Mitglieder, mit denen "Crux" sprach, berichteten, dass sie nur zu internen und von der Gemeinschaft zugelassenen Psychologen geschickt wurden und sofort Medikamente erhielten. Manchmal, so sagten sie, erhielten sie eine falsche Diagnose oder die falschen Medikamente, was ihren Zustand schließlich verschlimmerte oder weitere Probleme verursachte. Für viele war die Depression der Auftakt zum Verlassen der Gemeinschaft, so der Bericht abschließend.
Bereits im Oktober hatte die Theologin Rocío Figueroa, eine der ersten Mitglieder des Frauenzweiges, die Gemeinschaft dafür kritisiert, die gleichen Methoden wie der Männerzweig anzuwenden. Als sie die ersten Missbrauchsfälle aufdeckte, wurde sie laut Medienberichten von der Gemeinschaft zum Schweigen gebracht. Erst 2010 konnte sie einen Bericht über die Missbrauchsvorwürfe vorlegen, der mehrere Opfer und Täter identifizierte. (mtr)