Missbrauchsvorwürfe: Vatikan schließt Gründer von Laienbewegung aus
Nach zehnjährigen Ermittlungen hat der Vatikan den Gründer der kirchlichen Laienbewegung "Sodalitium Christianae Vitae", Luis Fernando Figari Rodrigo, wegen Missbrauchsvorwürfen aus ihr ausgeschlossen. Das gaben die peruanischen Bischöfe am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt und verwiesen auf das von Papst Franziskus unterzeichnete Dekret des Dikasteriums für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. Darin heißt es, Figari habe sich als Mitglied einer kirchlichen Institution inakzeptabel verhalten und zudem einen Skandal verursacht. Dies habe unter anderem dem Wohl der Kirche und jedem einzelnen Gläubigen schweren Schaden zugefügt.
Figari war für sexuelle Übergriffe auf Minderjährige und Erwachsene verantwortlich, weshalb er bereits 2017 vom Vatikan mit Sanktionen belegt worden war. Ihm wurden Kontakte zu Mitgliedern der Bewegung, öffentliche Äußerungen und die Rückkehr nach Peru untersagt. Im Rahmen der laufenden Ermittlungen gegen Figari hat der Vatikan weitere Untersuchungen gegen drei hochrangige Mitglieder der Bewegung eingeleitet.
Laienbewegung begrüßt Vatikan-Entscheidung
In dem vatikanischen Dekret heißt es weiter, dass es nach den Ergebnissen der laufenden Untersuchung "angemessen und dringend ist, Maßnahmen zu ergreifen, um das Wohl der Kirche und jedes einzelnen Gläubigen zu schützen und zu wahren". Der Ausschluss diene der Wiederherstellung der Gerechtigkeit, die durch das Verhalten Figaris über Jahre hinweg beschädigt worden sei. Man wolle, so das Dikasterium für die Ordensleute, das individuelle Wohl der Gläubigen und der Kirche schützen. Die Bewegung selbst begrüßte in einer Stellungnahme den Ausschluss Figaris und bezeichnete ihn als "Akt der pastoralen Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und der Versöhnung" innerhalb der Gemeinschaft, vor allem für diejenigen, die von Figari missbraucht wurden.
Die im Spanischen meist "Sodalicio" genannte Gemeinschaft wurde 1971 in Peru gegründet. In kurzer Zeit profilierte sich die Laiengemeinschaft, der auch viele Kleriker angehören, als konservatives Gegengewicht zur progressiven Befreiungstheologie im Land. Papst Johannes Paul II. förderte die Gemeinschaft und erhob sie 1997 in den Rang einer Vereinigung päpstlichen Rechts. 2015 veröffentlichten Journalisten Recherchen, die der Bewegung jahrzehntelangen sexuellen und psychologischen Missbrauch vorwarfen. Die seit Jahren im Raum stehenden Vorwürfe waren jedoch von den Bischöfen nicht weiterverfolgt worden, wohl auch, weil die Gemeinschaft großen Einfluss in der peruanischen Kirche hat. Im Jahr 2023 entsandte Papst Franziskus zwei Sonderermittler zur Aufklärung der Vorwürfe. Die peruanische Bischofskonferenz begrüßte damals die Ermittlungen des Vatikans. (mtr)