Standpunkt

Sedisvakantisten sind zu faul zum Argumentieren

Veröffentlicht am 19.11.2024 um 00:01 Uhr – Von Carina Adams – Lesedauer: 

Bonn ‐ In den letzten Tagen wurden wieder einige Sedisvakantisten von Rom verurteilt. Für Carina Adams zeigt sich in der Grundprämisse der Franziskus-Gegner vor allem eines: Der Unwille für eine wirkliche Auseinandersetzung mit anderen Meinungen.

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Ist Papst Franziskus vielleicht gar nicht das Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern eigentlich ein sogenannter "Gegenpapst"? Erst vergangene Woche entließ der Pontifex höchstpersönlich einen Sedisvakantisten aus dem Klerikerstand, dann folgten weitere Berichterstattungen über die Verurteilung eines schismatischen Priesters. Auch wenn sich die einzelnen Splittergruppen des Sedisvakantismus nicht einig sind, ab welchem Papst ihre These gilt, sie stimmen darin überein, dass der Heilige Stuhl aktuell nicht legitim besetzt sei. 

Sedisvakantisten haben vor allem einen großen Vorteil: Sie können eine ihnen beliebige Meinung – meist extrem traditionalistische Ansichten, wie die Ablehnung der Erklärung über die Religionsfreiheit des Vaticanum II – vertreten, ohne sich den Herausforderungen einer Diskussion stellen zu müssen. Sie brauchen keinen Austausch von Argumenten, Respekt vor der Meinung des anderen oder Kompromissbereitschaft. Sie gehen einfach die Kirchengeschichte so weit zurück, bis sie einen Papst gefunden haben, der ihrer persönlichen Vorliebe und Meinung entspricht und müssen sich mit allem anderen in keiner Weise auseinandersetzen. Sie erklären es schlicht für illegitim.  

Dafür nutzen sie unter anderem das "Traditionsargument", die Vorstellung, dass die Kirche nichts entschließen könne, was im Widerspruch zu der in der Tradition geoffenbarten Lehre steht. Es handelt sich hierbei um keine radikale, sondern eine allgemein anerkannte katholische Lehre. Sie wird allerdings nur dann nicht ad absurdum geführt, wenn es gleichzeitig eine gesunde Diskussionskultur im Sinne des Apostelkonzils gibt, die es ermöglicht, dass der Heilige Geist in Form der Entstehung neuer Traditionen wirken kann. 

Während Papst Franziskus mit der Einberufung der Weltsynode einen Raum geschaffen hat, konservative und liberale Positionen zu vertreten und sich der Herausforderung eines Austausches zu stellen, machen es sich die Franziskus-Gegner einfach. Sie entziehen sich mit ihrer Position jeder Auseinandersetzung. Kurz gesagt: Sie sind zu faul zum Argumentieren.

Von Carina Adams

Die Autorin

Carina Adams ist Redakteurin bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.