"Wie ist das, wenn man tot ist?": Wenn die Tochter nach dem Tod fragt
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Ob es am "Totenmonat" November liegt, dass meine vierjährige Tochter aktuell so viel von Sterben und Tod redet? Oder ist sie jetzt einfach in dem Alter, in dem Kinder beginnen, sich auch über die ganz großen Fragen Gedanken zu machen? Jedenfalls stellt sie mir seit einiger Zeit immer wieder Fragen wie "Papa, wie ist das, wenn man tot ist?" oder "Kommen alle Menschen nach ihrem Tod in den Himmel?"
Die Themenkombination "Kind" und "Tod" wirft mich aus der Bahn
Ich bekenne: Mich bringen solche Fragen in Bedrängnis – insbesondere dann, wenn meine Tochter sie auch noch auf sich bezieht, also nach ihrem eigenen Tod fragt. Neulich zum Beispiel wollte sie von mir wissen, ob ihre Oma und ihr Opa ihr Grab besuchen würden, wenn sie tot sei. Ich musste kräftig schlucken, als ich das hörte – und lenkte sie danach schnell und ohne weiter auf ihre Frage einzugehen auf ein anderes Thema.
Die Themenkombination "Kind" und "Tod" wirft mich regelrecht aus der Bahn. Schon mit dem Thema Tod allein will ich mich am liebsten gar nicht beschäftigen und schiebe es im Alltag so weit wie möglich weg von mir. Und noch viel weniger will ich mir irgendetwas ausmalen, was mit dem Tod meiner Kinder zu tun hat. Wenn die Sprache durch die Fragen meiner Tochter doch auf das Thema kommt oder ich Meldungen über verunglückte, sterbenskranke oder gestorbene Kinder lese und dann an meine Kinder denke – dann fasst mich das immer extrem an.
"Dann ist man bei Gott"
Ich weiß, dass die Tabuisierung von Sterben und Tod nicht gut ist. Der Tod ist nun mal Teil des Lebens, und wir alle werden eines Tages sterben. Umso wichtiger wäre es, den Tod aus der Tabuzone zu holen und sich selbst und auch die eigenen Kinder frühzeitig mit diesem schweren Thema zu konfrontieren – und nicht erst, wenn es "zu spät" ist. Und obwohl ich all das weiß, spüre ich in mir eine enorme Hemmschwelle und eine große Sprachlosigkeit. Wie redet man über den Tod? Was sind – gerade im Gespräch mit kleinen Kindern – die angemessenen Worte für dieses Thema?
Vielleicht sollte ich einfach versuchen, mir ein Beispiel an meiner Tochter zu nehmen und viel unbefangener an das Thema rangehen. Wenn sie mir ihre Fragen stellt, ist sie schließlich auch immer positiv und von dieser ansteckenden kindlichen Neugier geprägt. Das wär's doch, wenn ich diesen Sound aufgreifen und ähnlich entspannt auch über die schweren Themen mit ihr sprechen könnte. Allerdings: Zumindest die Frage, wie das ist, wenn man tot ist, hat meine Tochter sich am Ende schließlich selbst beantwortet: "Dann ist man bei Gott", sagte sie voller Überzeugung.