Rechtliche Schritte gegen Gegner der vorgeschriebenen Mess-Form

Großerzbistum richtet Sondergericht für Liturgie-Rebellen ein

Veröffentlicht am 20.12.2024 um 14:47 Uhr – Lesedauer: 

Kochi ‐ Immer noch ist die syro-malabarische Kirche unversöhnt: Der Streit um die richtige Form der Liturgie findet kein Ende. Nun will der Großerzbischof rechtlich durchgreifen. Ein eigens eingerichtetes Sondergericht soll für Disziplin sorgen.

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Die syro-malabarische Kirche hat ein außerordentliches Disziplinargericht eingerichtet. Das Sondergericht soll insbesondere Fälle rebellischer Kleriker im Streit um die Liturgie der südindischen katholischen Ostkirche verhandeln, teilte die Medienkommission der syro-malabarischen Kirche am Freitag mit. Begründet wird die Einrichtung mit dem anhaltenden Widerstand gegen die Einführung einer einheitlichen Form der Messfeier. "Die anhaltende Disziplinlosigkeit hat zu Zwietracht unter den Gläubigen und Unruhen in der Gemeinschaft geführt, was die Einrichtung dieses Sondergerichts erforderlich machte", heißt es in der Mitteilung.

Üblicherweise werden kirchliche Gerichte auf Ebene der Diözese eingerichtet. Nach Einschätzung des Apostolischen Administrators des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly, Bosco Puthur, sei das aber nicht angezeigt. Die Proteste gegen die Liturgiereform konzentrieren sich vor allem auf das Großerzbistum selbst. Daher habe Großerzbischof Raphael Thattil mit Erlaubnis der zuständigen Vatikan-Behörde das Sondergericht auf der obersten Ebene der syro-malabarischen Kirche eingerichtet. Das Gericht sei befugt, kanonische Maßnahmen gemäß dem allgemeinen Recht der katholischen Ostkirche und der syro-malabarischen Kirche gegen Priester, Ordensleute und Laien innerhalb der Großerzdiözese zu ergreifen, die sich Fehlverhalten zuschulde kommen lassen. Als Mitglieder des Gerichts wurden drei Richter sowie weiteres Gerichtspersonal bereits ernannt und vereidigt (Foto).

Alle Vermittlungsversuche vergeblich

In der syro-malabarischen Kirche schwelt seit Jahren ein Streit um die Gottesdienstordnung. Die neue Form der Liturgie wurde von der Synode, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Kirche, 2021 beschlossen. Während der Großteil der katholischen Ostkirche eine Reform der Messfeier übernommen hat, protestieren im zentralen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly im indischen Bundesstaat Kerala Kleriker und Laien. Alle Vermittlungsversuche – auch durch Papst Franziskus persönlich – sind bislang gescheitert. Zuletzt hatten die Gegner der Reform einen finanziellen Boykott angekündigt und Überlegungen zur Gründung einer von der Mutterkirche unabhängigen eigenen katholischen Ostkirche angestellt.

Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Laufe ihrer Geschichte gab es immer wieder teils kolonialistische Einflüsse, die zu einer Übernahme westkirchlicher liturgischer Elemente führte. (fxn)