Diözese sieht das jedoch gelassen

Gegner von Liturgiereform drohen Großerzbistum mit Finanz-Boykott

Veröffentlicht am 25.10.2024 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Kochi ‐ Der Streit um die Form des Gottesdienstes eskaliert bei den katholischen Thomas-Christen im Südwesten Indiens immer weiter. Nun wollen die Gegner der Reform ihrem Großerzbistum den Geldhahn abdrehen.

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Im syro-malabarischen Liturgiestreit drohen die Gegner der Liturgiereform mit einem finanziellen Boykott. Die meisten Pfarrgemeinderäte im südindischen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly haben nach Angaben des Sekretärs des Priesterrats der Erzdiözese beschlossen, dass die Pfarreien ihre finanzielle Unterstützung einstellen, wie der asiatische katholische Pressedienst "Ucanews" am Donnerstag berichtet.

"Unsere Pfarrgemeinderäte haben Resolutionen verabschiedet, mit denen sie die Pfarrer auffordern, dem Apostolischen Administrator keine finanzielle Unterstützung zukommen lassen, solange er nicht die neuen Ernennungen des Kurienpersonals zurücknimmt", ergänzte Riju Kanjookaran, der Sprecher der "Erzdiözesanen Bewegung für Transparenz" (AMT), einer Organisation der Gegner der Liturgiereform. Auch weitere kirchliche Einrichtungen, die Einnahmen generieren, würden ihre Finanzierung des Großerzbistums zurückziehen.

Die 328 Pfarreien des Großerzbistums tragen sich laut "Ucanews" größtenteils wirtschaftlich selbst. Ihre finanziellen Beiträge zum diözesanen Haushalt seien beträchlich. Laut einer Quelle aus dem Umfeld der Kirche sieht man im Großerzbistum die Boykottdrohung aber gelassen, da es sich außerdem durch Mieteinnahmen aus kircheneigenen Immobilien finanziere.

Liturgiestreit eskaliert weiter

Der Apostolische Administrator von Ernakulam-Angamaly, Bosco Puthur, hatte vor zwei Wochen die diözesane Verwaltung durch die Ernennung neuer Verantwortlicher umgestaltet, ohne seinen Klerus zu konsultieren. Die vorherigen Amtsinhaber sind aus Protest zurückgetreten, nachdem Puthur Weihekandidaten darauf verpflichten wollte, nur die von der Synode der katholischen Ostkirche beschlossene Form der Liturgie zu feiern.

In der syro-malabarischen Kirche schwelt seit Jahren ein Streit um die Gottesdienstordnung. Die neue Form der Liturgie wurde von der Synode, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Kirche, 2021 beschlossen. Während der Großteil der katholischen Ostkirche eine Reform der Messfeier übernommen hat, protestieren im zentralen Großerzbistum Ernakulam-Angamaly im indischen Bundesstaat Kerala Kleriker und Laien.

Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Laufe ihrer Geschichte gab es immer wieder teils kolonialistische Einflüsse, die zu einer Übernahme westkirchlicher liturgischer Elemente führte. (KNA)