Geld für abgetriebene Embryos?
Im diskutierten Video ist die Ärztin Deborah Nucatola zu sehen, die in leitender Funktion im Bereich der medizinischen Dienste für "Planned Parenthood" tätig ist. Die Journalisten hatten sich ihr gegenüber als potenzielle Käufer von Körpergewebe abgetriebener Kinder ausgegeben. Aus dem zunächst nur gekürzt veröffentlichten Gespräch ließ sich der Eindruck gewinnen, Planned-Parenthood-Kliniken würden Geld mit Körperteilen und Organen getöteter Embryonen verdienen.
Tatsächlich erklärte die Ärztin, das Körpergewebe würde freiwillig gespendet und finanzielle Gegenleistungen der Endabnehmer seien lediglich zur Deckung der Kosten gedacht, die durch die Eingriffe und den Transport der Körperteile anfallen. Wörtlich sagte Nucatola: "Unsere Partner sind gemeinnützig, sie wollen ihre Kosten decken. Und wenn sie ein bisschen mehr als nur ihre Kosten decken können und das angemessen erscheint, tun sie das gerne."
In einem zweiten Video, das einige Tage später vom "Center for Medical Progress" veröffentlich wurde, hatte eine weitere Mitarbeiterin von "Planned Parenthood" ähnlich lautende Aussagen gemacht.
In den USA hatte sich nach Veröffentlichung der Videos eine breite Debatte um die Verwendung von embryonalem Gewebe zu Forschungszwecken entwickelt. Kritiker werfen "Planned Parenthood" vor, Körperteile und Organe getöteter Kinder geradezu zu "ernten". Diese Kritik stützt sich insbesondere auf Teile des ersten Videos, in denen Nucatola erläutert, wie Abtreibungen mit möglichst wenig Beschädigungen wertvoller Körperteile und Organe vorgenommen werden könnten.
Texanische Bischöfe erklären ihren Ekel
Die katholischen Bischöfe von Texas hatten "ihre große Sorge und moralische Abscheu" betreffend der Videos geäußert. In einer Mitteilung erklärten die Bischöfe, in den Videos würde ein "fortdauerndes Muster der Ausbeutung und eine herzzerreißende Missachtung unschuldigen menschlichen Lebens" sichtbar. Die US-Bischofskonferenz hatte sich dagegen bislang nicht zu den Geschehnissen geäußert.
Auf dem katholischen US-Onlineportal cruxnow.com schreibt der Priester und Autor Dwight Longenecker: "Das Töten ungeborener Kinder und die Ernte ihrer Organe für die medizinische Forschung klingt zu sehr nach den Labors von Josef Mengele." Die Rechtfertigung dieser Praxis durch sachlich klingende Argumente erinnere an Joseph Goebbels.
Kommentator: Das Video zeigt die "Banalität des Bösen"
In einem Kommentar für den "National Catholic Reporter" schreibt der Autor Michael Sean Winters: "In gewisser Weise sprechen die aufgezeichneten Anmerkungen für sich selbst: So sieht Entmenschlichung aus. Hannah Arendt prägte den Begriff der 'Banalität des Bösen', der hier zutrifft." Die Publizistin Arendt hatte diesen Begriff in ihrem Buch von 1963 über den Prozess gegen Holocaust-Organisator Adolf Eichmann erstmals verwandt.
Pluralität ist gewollt
Ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hat heute die Bedeutung der Caritas für ein ausgewogenens Angebot bei der Schwangerenberatung unterstrichen. Zuvor wollte das Land Brandenburg zwei Beratungsstellen von der staatlichen Förderung ausschließen."Planned Parenthood" ist eine gemeinnützige Organisation in den USA. Zu ihren Arbeitsbereichen zählen Informationsangebote und medizinische Behandlungen in den Bereichen Schwangerschaftsverhütung, sexuell übertragbare Krankheiten und Abtreibung. Dem Dachverband "International Planned Parenthood Federation" gehört auch die deutsche Organisation "pro familia" an, die nach eigenen Angaben vom Bundesfamilienministerium finanziell gefördert wird. Online gestellt wurden die diskutierten Videos vom "Center for Medical Progress" (Dt. "Zentrum für medizinischen Fortschritt"), einer Organisation, die sich selbst als Gruppe von Bürgerjournalisten versteht und zur Lebensschutz-Bewegung zu zählen ist.
US-Republikaner attackieren "Planned Parenthood"
Vertreter der Republikanischen Partei wollen nun untersuchen lassen, ob und in welchem Umfang "Planned Parenthood" in seinen Kliniken gegen US-Recht verstoßen hat. Senator Mike Lee war im Kongress mit einem Antrag gescheitert, der Organisation jegliche finanzielle Unterstützung durch staatliche Gelder zu entziehen. Nach Angaben der Nachrichtenseite reuters.com erhält "Planned Parenthood" jährlich etwa 500 Millionen Dollar vom Staat, was 40 Prozent des Haushalts der Organisation ausmacht. Vertreter der Demokraten streben hingegen eine Ermittlung gegen das "Center for Medical Progress" wegen möglicherweise unerlaubt angefertigter Video-Aufzeichnungen an.
Linktipp: Schwanger - was nun?
Test gemacht und positiv! Bei einigen Frauen und Paaren ist das Grund zu großer Freude, andere fragen sich, wie es nun weitergehen soll. Auf der Internetseite der Caritas finden Sie Informationen, die Ihnen helfen, die neuen Herausforderungen zu meistern. Für weitere Fragen stehen Ihnen Mitarbeiter des Sozialverbandes in einer Online-Beratung zur Verfügung.In einer Stellungnahme hatte die Planned-Parenthood-Präsidentin Cecile Richards die Vorwürfe bestritten. Das embryonale Gewebe würde stets mit dem Einverständnis der Mutter gespendet. Dabei würden alle rechtlichen und ethischen Richtlinien eingehalten. Zugleich entschuldigte Richards sich für die Aussagen der Ärztin im Video. Diese würden nicht eindeutig wiedergeben, dass für "Planned Parenthood" das Mitgefühl stets an erster Stelle stehe.
Bundesärztekammer warnte bereits 1991 vor ethischen Problemen
Im Deutschen Ärzteblatt, einer Fachzeitschrift der Bundesärztekammer, wurden bereits 1991 ethische Bedenken im Umgang mit fötalem Gewebe diskutiert. Bei der Forschung an Gewebe von toten Föten sei "der über den Tod hinaus wirkende allgemeine Achtungsanspruch des Ungeborenen" zu achten. In den von der Ärztekammer aufgestellten Richtlinien wurde festgehalten, dass Gewebe von Föten nicht kommerziell gehandelt werden und von Abnehmern nur der Ersatz tatsächlich anfallender Kosten verlangt werden darf.
Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde "Centers for Disease Control and Prevention" wurden im Jahr 2011 in den USA 730.322 legale Abtreibungen durchgeführt. Das entsprach einem Verhältnis von 219 Abtreibungen pro 1.000 Lebendgeburten. Im gleichen Jahr wurden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 108.867 Schwangerschaften auf nicht natürlichem Wege beendet. Das entsprach einer Quote von 162 Abtreibungen pro 1.000 lebend geborener Kinder. Zuletzt war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland rückläufig.