Bischof Wiesemann: Menschheit in schwieriger Situation
Nach Ansicht des Speyerer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann befindet sie die Menschheit in einer schwierigen weltgeschichtlichen Situation, in der viel auf dem Spiel steht. "Da genügt ein Blick auf die großen Themen: Erderwärmung, die Kriege innerhalb der Weltgemeinschaft und die damit verknüpften massiven Ängste vieler", sagt er in der Zeitung "Die Rheinpfalz" (Freitag). Es bedürfe eines inneren Umgangs mit dieser Situation - Wiesemann helfe "die Positivität des Glaubens an einen Gott, der das Leben will und der Menschen bewegen kann, Veränderung herbeizuführen."
In schweren Krisen lebten Mensch von Hoffnung. "In der Gesellschaft muss es das Grundvertrauen geben, dass Menschen sich – beispielsweise in der Politik – dafür einsetzen, die Situation zum Besseren zu wenden, Dinge nicht einfach verloren zu geben", betont Wiesemann. Aber auch Zweifel gehörten zum Leben. "Sie können positiv und produktiv sein. Zweifel können naive Ebenen durchbrechen und einen auf tieferen Grund bringen."
Vereinsamung "gerade in sehr existenziellen Fragen"
Wiesemann spricht zudem über Vereinsamung in der Gesellschaft, "gerade in sehr existenziellen Fragen". Er bezeichnet es als einen Auftrag der Kirche, dafür zu sorgen, "dass Menschen, wenn es um diese tiefsten inneren Ängste geht, nicht allein sind." Hoffnung, Zuversicht und Trost könnten im Gemeinsamen wachsen. Eine individualistische Spiritualität greife zu kurz, da der Mensch ein soziales Wesen sei.
Der Bischof berichtet auch von intensiven Gesprächen mit Missbrauchsbetroffenen. "Mich berührt immer wieder, dass einige von ihnen trotzdem an der Kirche festhalten. Ich habe aber hohen Respekt davor, wenn andere sagen: Das kann ich nicht." Die Kirche müsste sich fragen, wo sie dem Auftrag nicht gerecht werde, ein Segensort zu sein. (KNA)