Mehr Achtung für Täter und Opfer im Heiligen Jahr
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Seit dem 10.01.2025 ist sie in der ARD Mediathek abrufbar: Die Serie "A Better Place". "Ist eine Welt ohne Gefängnisse ein besserer Ort?", fragen die Regisseure Anne Zohra Berrached und Konstantin Bock in den acht Folgen, die ab dem 22.01. im Ersten ausgestrahlt werden. "Was passiert, wenn 300 Straftäter von heute auf morgen in eine Stadt kommen und ein neues Leben beginnen? Was macht diese Situation mit dem Ort und den Menschen, die dort leben? Akzeptieren die Opfer der Straftaten, dass die Täter ihre Zellen verlassen dürfen, oder gibt es Proteste?", so der in Bad Zwischenahn aufgewachsene Bock gegenüber der NWZ über die grundlegende Frage der Serie, die unter anderem in der Justizvollzugsanstalt Wuppertal gedreht wurde.
Der Titel "A Better Place" erinnert an Michael Jacksons Song "Heal the World", ein tief religiöses Lied: zugleich Anrufung Gottes und Aufruf zum solidarischen Handeln. Anrufung Gottes als Erinnerung seines in unsere Herzen eingegossenen Geistes, die Liebe, und Aufruf zum Handeln als Realisierung dieser Liebe im Einsatz für ein menschenwürdiges Leben.
Wenn Papst Franziskus zu Beginn des Heiligen Jahres der Hoffnung die Pforte zum römischen Gefängnis Rebibbia geöffnet hat, zielt dies nicht auf die Freilassung der Gefangenen. Die Pforte wird wohl kaum das ganze Jahr geöffnet bleiben, und ich bin mir sicher, dass auch keine Pilgerströme durch diese heilige Pforte schreiten werden. Ebenso wenig geht es um die Begnadigung von 300 Straftätern. Es geht darum, dass sie einen besseren Platz in unseren Herzen und in unserer Gesellschaft finden, wir sie als Menschen achten und ihnen über die soziale Garantie bloßer Existenz hinaus ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Übrigens, im Weihnachtslied "Kling Glöckchen", wird dieser Zusammenhang zwischen Tür, Platz und Herz in kinderleichter Sprache erfasst: "… öffnet mir die Türen … macht mir auf das Stübchen … öffnet mir die Herzen."
Im Heiligen Jahr sollten aus Glöckchen, die klingeln, Glocken werden, die für einen besseren Platz von Tätern und Opfern in unseren Herzen aber auch in unserem Handeln läuten. Straftätern die Türen zu öffnen ist etwas Anderes, als gegen sie zu hetzen, sie abzuschieben und ihnen die Tür zu weisen.
Der Autor
Michael Böhnke ist emeritierter Professor für systematische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Außerdem ist er Ethik-Beauftragter des Deutschen Leichtathletikverbands.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.