Annette Schavan freut sich über Leitungsposten für Frau im Vatikan
Die frühere deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, hat die erste Ernennung einer Frau zur Leiterin eines vatikanischen Dikasteriums als "starkes Signal" gelobt. "Der Papst setzt damit konsequent einen Zug fort, der für das Pontifikat schon gilt: Deutlich mehr Frauen nicht nur auf irgendwelchen Stellen, sondern auf prägenden Stellen", sagte Schavan dem kirchlichen Kölner Internetportal "domradio.de" (Freitag). "Dazu gehörte die Berufung einer Frau in das Sekretariat der Weltsynode. Und jetzt eine Ministerin."
Am 6. Januar hatte Papst Franziskus die Ordensfrau Simona Brambilla zur Präfektin des vatikanischen Ordensdikasteriums ernannt. Zuvor besetzte sie als Sekretärin den zweithöchsten Posten des Dikasteriums. Zum Pro-Präfekten ernannte der Papst Kardinal Angel Fernandez.
"Jetzt kann man sagen, dass wenige Schwalben noch keinen Frühling machen", so die frühere CDU-Bundesbildungsministerin weiter. "Aber das ist ein gutes, ein starkes Signal. Es geht weiter. Es ist begriffen, dass Kirche von den Talenten und Erfahrungen von Männern und Frauen geprägt werden muss." Im Kreis der Chefs von Dikasterien werde damit eine neue Situation, ein neues Bild geschaffen.
Führungsqualität statt Weihe
Dass unter Brambilla als Leiterin nun ein Kardinal arbeitet, der eigentlich ranghöher ist, scheine den Papst nicht zu stören, sagte Schavan, die Deutschland von 2014 bis 2018 beim Heiligen Stuhl vertrat. Franziskus sei kein Liebhaber alter Ordnungen und Hierarchien. "Der Satz, dass eine Frau in der Kirche niemals eine Aufgabe haben kann, die oberhalb eines Priesters ist oder ein Priester nicht Mitarbeiter einer Frau sein kann, ist damit jedenfalls für diese Situation unterbrochen. Auch das ist gut, denn es kann bei Führungsaufgaben nicht um Weihe gehen, sondern um Führungsqualität."
Wenig Chancen sieht Schavan allerdings mit Blick auf eine Priesterweihe von Frauen. "Mir scheint, der Papst setzt auf diese Führungspositionen. Ich habe nicht den Eindruck, dass dieser Papst noch das Thema Weihe angeht." Immerhin könne in der Kirche aber inzwischen über die Frage gesprochen werden. Dies sei vor 15 Jahren noch nicht der Fall gewesen. (KNA)