Rücktritte bei Freiburger Dommusik: Erzbistum weist Kritik zurück
Im Erzbistum Freiburg geht der Streit um die Zukunft der Dommusik nach der Freistellung von Domkapellmeister Boris Böhmann weiter. Am Freitag sind der Vorstand des Freiburger Domchors und die Elternvertreterinnen der Domsingknaben zurückgetreten. Der Vorstand der Domkapelle bleibt dem Vernehmen nach im Amt.
Der Domchor-Vorstand begründete seinen Rücktritt damit, dass die Freiburger Diözesanleitung – konkret der für die Dommusik verantwortliche Dompropst und Weihbischof Peter Birkhofer – die Bitte des Vorstands um ein zeitnahes, vermittelndes Gespräch abgelehnt habe. Daher sehe der Vorstand "keine Grundlage mehr für eine Zusammenarbeit" und sei "mit sofortiger Wirkung geschlossen zurückgetreten", heißt es in einer kurzen Erklärung.
Das Erzbistum dankte den zurückgetretenen Vorständen und Elternvertreterinnen für ihre Arbeit. Man müsse die Rücktritte zur Kenntnis nehmen. Zugleich wies der für die Dommusik verantwortliche Domfabrikfonds die Kritik des Domchor-Vorstands zurück. Dompropst Birkhofer habe den Dialog nicht verweigert. "Es ging bei der Absage lediglich um den Zeitpunkt", sagte ein Bistumssprecher: "Aus Sicht des Domfabrikfonds können Aufarbeitung und konstruktiver Dialog erst dann beginnen, wenn die arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen beendet sind und nicht mehr zugleich öffentlich und emotional gegen Verantwortliche agiert wird." Man sei weiterhin "zu jedem konstruktiven Dialog bereit, der dazu beitragen kann, der Freiburger Dommusik eine gute Zukunft zu bereiten".
Überraschung über Rücktritte bei Domsingknaben
Auch der Rücktritt der beiden Elternvertreterinnen der Domsingknaben von ihrer ehrenamtlichen Aufgabe sorgt für Aufsehen. Noch am Mittwoch hatten sie ein Gespräch mit Birkhofer. Danach war zwar von Kontroversen und anhaltenden Gegensätzen die Rede, ein Weg zu einem Neuanfang wurde aber nicht ausgeschlossen. Unmittelbar nach dem Gespräch habe sich jedoch gezeigt, dass es keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Bistumsleitung gebe, sagte die scheidende Elternsprecherin Sheila Mesenholl auf Anfrage. Es fehlten konkrete Zusagen, um einen Neuanfang auf den Weg zu bringen.
Das Erzbistum zeigte sich über den Rücktritt der Elternvertreterinnen der Domsingknaben überrascht. Das Gespräch zwischen Dompropst Birkhofer und den Eltern sei am Mittwoch in konstruktiver Atmosphäre geführt worden und habe mit konkreten Absprachen geendet, betonte der Bistumssprecher. Wichtig sei nun, dass es auch künftig bei Übergang und Neuanfang der Dommusik eine Elternvertretung der Domsingknaben gebe.
Das Erzbistum Freiburg hatte dem Kirchenmusiker und langjährigen Leiter der Domsingschule Böhmann zum 28. Februar 2025 gekündigt. Hintergrund sind jahrelange Differenzen. Nach Protestaktionen in mehreren Gottesdiensten an Weihnachten stellte die Bistumsleitung Böhmann am 30. Dezember mit sofortiger Wirkung frei. Dagegen gibt es aus den verschiedenen Chören breite Proteste. Böhmann geht rechtlich gegen die Kündigung vor. Ein Sprecher des Erzbistums hatte zuletzt gesagt, noch im Januar werde unter anderem der Interims-Chorleiter der Domsingknaben, Andreas Mölder, zu ersten Proben einladen. Nach der Freistellung von Domkapellmeister Böhmann ist geplant, dass für eine Übergangsphase die Musikerin Karin Karle sowie die Musiker Clemens Morgenthaler und Andreas Mölder die verschiedenen Chöre der Dommusik anleiten. (KNA)