Pontifex ist erneut gestürzt

Der Papst regiert mit links und macht Gesundheit zum Gesprächsthema

Veröffentlicht am 18.01.2025 um 00:01 Uhr – Von Sabine Kleyboldt (KNA) – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Andauernde Erkältung, Rollstuhl, Hörgerät, Brille: Die Gesundheit des Papstes ist ein Dauerthema. Nun ist der 88-Jährige zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen gestürzt. Kein guter Start ins Heilige Jahr.

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Die Nachricht schreckte nicht nur Vatikanbeobachter auf: Papst Franziskus ist am Donnerstagfrüh erneut gestürzt. Bei dem zweiten Unfall innerhalb von sechs Wochen in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta prellte er sich den rechten Unterarm, teilte Vatikansprecher Matteo Bruni mittags mit. Gebrochen sei nichts, doch vorsorglich wurde der Arm ruhiggestellt, der 88-Jährige hielt an seinem Tagesprogramm fest.

Fotos der Audienzen zeigen ihn seitdem mit einer Unterarmschlinge. Seinen Gästen reicht der gut gelaunt wirkende Rechtshänder die Linke. Einen Tag später war die Agenda des Papstes mit nur zwei Terminen dann deutlich abgespeckt gegenüber "normalen" Freitagen. Was genau zu dem häuslichen Unfall des betagten Kirchenoberhaupts führte, blieb bisher im Dunkeln, auch wenn der Heilige Stuhl derzeit vergleichsweise offen und rasch kommuniziert. Das nährt Spekulationen. Ist Franziskus, der sich seit zweieinhalb Jahren in der Öffentlichkeit vornehmlich im Rollstuhl oder mit Gehhilfe fortbewegt, schlicht über seinen Stock gestolpert? Oder hat er Kreislaufprobleme?

Bereits am 6. Dezember hatte sich der Papst bei einem "kleinen Sturz" auf seinen Nachttisch einen Bluterguss am Kinn zugezogen, der beim Gottesdienst zur Ernennung von 21 Kardinälen ins Auge stach. In den letzten Jahren wurde er am Knie und im Bauchraum operiert, auch kämpft Franziskus, der schon als junger Mann Lungenprobleme hatte, seit Wochen mit einer hartnäckigen Erkältung. Daher ließ er seine Grundsatzrede vor dem Diplomatischen Corps vorige Woche von einem Mitarbeiter verlesen, war aber persönlich bei dem Termin anwesend.

"Man regiert nicht mit dem Knie"

Sorgen über seine Regierungsfähigkeit aus dem Rollstuhl tat er vor einigen Jahren in einem Interview ab: "Man regiert nicht mit dem Knie" – aber durchaus mit dem rechten Arm, möchte man jetzt anmerken. Komplette Unterschriften leistet Franziskus zwar nur bei besonderen Schriftstücken wie Enzykliken und Motu proprii, also Dekrete vom Papst. Sonstige Dokumente pflegt er lediglich mit einem "F" zu paraphieren, was ihm sicher auch mit Links gelingt. Doch als Rechtshänder dürfte ihn der – zeitweilige – Ausfall schon bei der Handhabung des Gehstocks in seiner Wohnung einschränken. Auch erhöht die Situation das Risiko, erneut zu stolpern. Als wirklich behindertengerecht ist das Apartment links neben dem Petersdom nicht bekannt. Ist es Zeit für eine Pflegekraft? Oder sogar weitreichendere Maßnahmen?

Franziskus selbst scherzt gerne über sinkende Fitness bei steigendem Alter. Sein Motorrad sei "in die Jahre gekommen" und funktioniere nicht mehr gut, sagte er vor Mitgliedern des italienischen Motorradverbands. Über seinen Bluterguss witzelte er, ein Priester habe ihm einen Kinnhaken verpasst, weil er ihn nicht zum Kardinal ernannt habe. Schon vor einiger Zeit erklärte der als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geborene Papst, ein Rücktritt sei für ihn erst dann eine Option, wenn er sich geistig nicht mehr fit fühle. Und dafür gibt es derzeit keinerlei Anzeichen.

Bild: ©Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Papst Franziskus sorgt mit Verletzungen für Aufsehen.

Auch wenn sein Gesundheitszustand für einen Endachtziger nicht besorgniserregend scheint, so wirft die jüngste Episode doch Fragen auf. Schließlich hat Franziskus im gerade begonnenen Heiligen Jahr der katholischen Kirche ein straffes Programm vor sich. Unter anderem will er in die Türkei reisen, um dort 1.700 Jahre Konzil von Nizäa zu feiern, bei dem das ökumenische Glaubensbekenntnis formuliert wurde.

Seit Oktober ist Franziskus der zweitälteste amtierende Papst aller Zeiten – zumindest unter jenen mit gesicherten Lebensdaten. Älter wurde nur Leo XIII. (Vincenzo Gioacchino Pecci), der am 20. Juli 1903 im gesegneten Alter von 34.108 Tagen (93 Jahre) starb. Um diesen einzuholen, müsste Franziskus bis 7. Mai 2030 die Kirche regieren.

Wie es dem Papst in diesen Tagen geht, wird die Welt spätestens am Sonntag sehen: Dann wird Franziskus zum zweiten Mal an der italienischen Fernseh-Show "Che tempo che fa" von Moderator Fabio Fazio teilnehmen. Demnach soll der Pontifex aus seiner Wohnung in Santa Marta zugeschaltet sein – ob mit oder ohne Unterarmschlinge.

Von Sabine Kleyboldt (KNA)