Standpunkt

Es steht viel auf dem Spiel – Ordensleute können Vorbild sein

Veröffentlicht am 30.01.2025 um 00:01 Uhr – Von Claudia Pfrang – Lesedauer: 

Bonn ‐ Rechtsstaat und Demokratie stehen auf dem Spiel – in den USA und hierzulande, kommentiert Claudia Pfrang. Für die Theologin ist klar, dass wir als Gesellschaft neu zusammenfinden müssen. Dabei könne auch die prophetische Stimme der Orden helfen.

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Weltweit steht gerade viel auf dem Spiel. Es geht um die hart erkämpfte Vielfalt, um die rechtsstaatliche Demokratie, die Minderheiten schützt, um ein Zusammenleben in Freiheit und Menschenwürde. Große Errungenschaften, die nicht selbstverständlich und gefährdeter denn je sind. Wie sehr, zeigt gerade die menschenverachtende Politik Trumps: Massenhafte Abschiebungen, Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen, Diskriminierung trans- und non-binärer Menschen – die Reihe ließe sich fortsetzen.

Ressentiments und Polarisierung sind gerade dabei, unsere demokratische Kultur zu zerstören – auch hier in Deutschland. Der öffentliche Raum verwandelt sich in eine Erregungsarena. Rechtspopulistische und rechtsextreme Akteure nutzen Ängste und schüren Feindseligkeit Leider folgen nicht wenige dem problematischen "Agenda-Setting" dieser Kräfte: Vor allem die Fokussierung gerade im Bundestagswahlkampf auf ein Thema – die Migrationspolitik – ist nicht von der Suche nach gerechten Lösungen geleitet und lenkt zugleich von den vielen Baustellen ab, die wir bei uns zu bearbeiten haben: der Kampf gegen den Klimawandel, Aufbau einer zukunftsfähigen Alten- und Krankenpflege, Transformation der Wirtschaft.

Es stellt sich die Grundfrage: Wie wollen wir als Gesellschaft leben? Wie wollen wir mit den unvermeidlichen Spannungen und Konflikten umgehen, wie können wir eine unfruchtbare Polarisierung vermeiden? Zusammenhalt und gesellschaftlicher Friede sind nur möglich, wenn wir, so Stefan Mau, nach Kompromissen suchen, die für alle Beteiligten und Betroffenen annehmbar und auf Dauer angelegt sind. Wir brauchen eine breite Beteiligung (gerade auch benachteiligter Gruppen) und faire Aushandlungen, die sich an Kriterien der Gerechtigkeit und Solidarität orientieren.

In der Geschichte haben sich nicht selten Ordensleute mit einer prophetisch-kritischen Stimme in solche soziale Aushandlungsprozesse eingebracht. In dieser Tradition steht auch die pointierte Stellungnahme der "OrdensFrauen für MenschenWürde". Dort findet sich ein Aufruf, der sich an die Politik, an zivilgesellschaftliche Akteure, und nicht zuletzt an alle Christ:innen richtet: "Menschenwürde, Gerechtigkeit und Frieden sind keine Selbstläufer, sondern müssen erkämpft werden."

Von Claudia Pfrang

Die Autorin

Claudia Pfrang ist promovierte Pastoraltheologin und Direktorin der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.