"Modell eines gelingenden Dialogs"
Wenn dieses Modell trotz mancher inhaltlicher Schwächen insgesamt so erfolgreich gewesen sei, stelle sich für jeden vernünftigen Menschen die Frage: "Warum machen wir das nicht wieder?", fragt Bayerlein.
Die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland fand von 1971 bis 1975 im Würzburger Dom statt und wird daher auch Würzburger Synode genannt. Ihr Ergebnis bestand in 18 Beschlüssen und 6 Arbeitspapieren. Wichtiger als einzelne Sätze in den Dokumenten war laut Bayerlein, der für das Erzbistum München und Freising an den Versammlungen teilnahm, der Lernprozess während der fünf Jahre. Es habe keine festen Fraktionen gegeben, "auch die Bischofskonferenz war das nicht". Das offene, freimütige, aber nicht verletzende Wort habe Konjunktur gehabt. "Man kämpfte um Aussagen und Formulierungen, aber nicht nach der Schlachtordnung 'Oben' und 'Unten'."
Wie der frühere Vorsitzende Richter am Oberlandesgericht München weiter ausführt, wurde auf der Versammlung "argumentativ ohne Ansehen der Person" gesprochen. Der Ausgang der Abstimmungen sei immer spannend geblieben. Bischöfe hätten unter sich kontrovers diskutiert, Professoren mit Bischöfen über das gestritten, was theologisch verantwortbar sei und mit Laien, denen sie nicht einfach mit ihrem Fachjargon hätten kommen können: "Diese Kultur eines offenen durchaus streitbaren Dialogs um der gemeinsamen Sache wegen war der große Gewinn dieser Zeit."
Linktipp: Dossier zum Zweiten Vatikanum
Vieles, was heute in der Kirche als selbstverständlich gilt, ist eine Folge von fast revolutionären Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Katholisch.de blickt auf die wegweisende Bischofsversammlung und ihre wichtigsten Beschlüsse zurück.Damals sei es gelungen, in vielen strittigen Fragen eine "Bandbreite des Katholischen" zu formulieren und zu erkennen, das alle trotz unterschiedlicher Ausgangspositionen das Beste für die Menschen und die Kirche wollten, schreibt Bayerlein. Kennzeichnend sei die zweite Lesung des Beschlusses "Ehe und Familie" gewesen. Dabei habe es sich um eine zehnstündige, teils heftig und emotional geführte Redeschlacht gehandelt, bei der es um Punkte wie die wiederverheirateten Geschiedenen, die Methoden der Empfängnisregelung, eine differenzierte Sicht auf voreheliche Geschlechtsgemeinschaft und vieles mehr gegangen sei.
"Leider sind diese wichtigen Fragen auch heute immer noch nicht gelöst", bedauert Bayerlein. Dennoch ist er der Ansicht, dass man auf Fortschritte in der kommenden Bischofssynode in Rom hoffen dürfe. Das wichtigste Dokument der Würzburger Synode habe den Titel "Unsere Hoffnung". Leider habe es nicht die "erhoffte Breitenwirkung" erreicht, so Bayerlein. Denn es gebe selten ein kirchliches Dokument, in dem die "wesentlichen Fragen unseres Glaubens" in einer so packenden und zeitgerechten Sprache beantwortet würden. (KNA)