Die Atemlosigkeit des Papstes – trotz Krankheit keine Pause

Von seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta bis zur Audienzhalle sind es nur ein paar Meter – eine wesentlich kürzere Distanz als zum Apostolischen Palast mit dem päpstlichen Arbeitszimmer. So nimmt Franziskus seine Generalaudienz am Mittwoch persönlich wahr. Seine übrigen Termine finden seit vergangenem Freitag am Wohnsitz links des Petersdoms statt. Doch Sprechen kann Franziskus weiterhin kaum. Erneut überlässt er das Verlesen seiner Pilgeransprache einem Mitarbeiter. Er hoffe, dass er es bei der nächsten Generalaudienz wieder selbst übernehmen könne, so Franziskus zu Beginn der Veranstaltung. Die Grüße an spanische und italienische Pilger spricht er jedoch selbst.
Papst Franziskus ist krank. Seit Wochen kämpft er mit einer hartnäckigen Bronchitis – eine frühere Lungenoperation macht ihn besonders anfällig für solcherlei Infekte. Sprechen und Atmen fallen ihm so schwer, dass er die meisten Ansprachen von einem Mitarbeiter verlesen lässt. Spricht er selbst, ist ihm die Anstrengung deutlich anzumerken. Mutmaßlich medikamentös bedingt, wirkt sein Gesicht häufig angeschwollen, seine Stimme mitunter verzerrt.
Keine Pause
Dennoch gönnt Franziskus seinem 88-jährigen Körper keine Zeit zur Genesung. Um ihn ein wenig zu schonen, empfängt er seine Gäste in Santa Marta – allein vergangenen Montag absolvierte er dort sechs Termine. Ein ähnliches Vorgehen brachte Franziskus im März 2023 mit einer Lungenentzündung ins römische Gemelli-Krankenhaus. Im Winter darauf musste er aufgrund einer neuerlichen Atemwegsinfektion eine Reise absagen. Die Beschwerden zogen sich bis in den Frühling hinein. Nun wiederholt sich das Szenario ein weiteres Mal.
Neben den andauernden Atemwegsinfektionen ist Franziskus seit einigen Jahren in seiner Mobilität eingeschränkt. Knie und Hüfte spielen nicht mehr mit und lassen ihn die meisten Auftritte im Rollstuhl absolvieren. An seinem Stock geht er manchmal einige Meter, benötigt anschließend aber Minuten, um wieder zu Atem zu kommen. Gleich zwei Mal innerhalb weniger Wochen ging mutmaßlich diese Art der Fortbewegung bei dem 88-Jährigen schief. Anfang Dezember zog er sich bei einem Sturz auf seinen Nachttisch einen Bluterguss am Kinn zu. Mitte Januar fiel Franziskus erneut in seiner Wohnung, prellte sich den rechten Unterarm und musste ihn mit einer Schlinge ruhigstellen.

Papst Franziskus begrüßt Besucher bei seiner Ankunft zur Generalaudienz am 12. Februar 2025 in der Audienzhalle im Vatikan.
All das fällt in eine besonders anstrengende Zeit seines Pontifikats. Das größte katholische Pilgerereignis, das Heilige Jahr füllt den ohnehin schon prallen Terminkalender des Papstes mit weiteren öffentlichen Auftritten. Zu seinen wöchentlichen Generalaudienzen kommen etwa im Zwei-Wochen-Takt Jubiläumsaudienzen mit Pilgern aus aller Welt hinzu. Zudem gibt es zahlreiche Einzeljubiläen für verschiedene Gesellschafts- und Berufsgruppen.
Schwächelnder Jubiläums-Papst und der "Fall der Fälle"
Bei der ersten Veranstaltung dieser Art mit katholischen Kommunikationsverantwortlichen verzichtete der Papst auf das Verlesen der neunseitigen Rede und entschuldigte dies mit einem knurrenden Magen. Bei dem Jubiläum von Militär und Sicherheitspersonal musste er den Vortrag seiner Predigt abbrechen und an einen Mitarbeiter delegieren. Am kommenden Wochenende steht das Heilig-Jahr-Event für Künstler und Kulturschaffende an - zwei Papsttermine inklusive. Im Jahresverlauf wird die Zahl dieser speziellen Jubiläen immer dichter.
Doch was passiert, wenn der Papst aufgrund dieser Belastung nicht mehr arbeitsfähig ist oder gar der "Fall der Fälle" eintritt und Franziskus stirbt? In der Kirchengeschichte gibt es einen Präzedenzfall. Papst Innozenz XII. starb im September des von ihm ausgerufenen Heilige Jahres 1700. Sein im folgenden November gewählter Nachfolger Clemens XI. beendete das kirchliche Jubeljahr.
An einen freiwilligen Rücktritt denkt Franziskus nicht. Im Falle von schweren körperlichen Einschränkungen ist ein Rücktrittsschreiben im vatikanischen Staatssekretariat hinterlegt. Was seinen eigenen Tod angehe, habe er eine recht pragmatische Einstellung, schreibt er in seiner kürzlich veröffentlichten Autobiographie "Hoffe". Doch habe er den Herrn um Gnade gebeten: "Es geschehe, wann immer du willst. Aber du weißt ja, dass ich einigermaßen zimperlich bin, was körperliche Schmerzen angeht... Also mach, dass es nicht allzu wehtut."