Missbrauch: Bistum Hildesheim und früherer Messdiener einigen sich
Nach einer Schmerzensgeldklage des ehemaligen Messdieners Jens Windel wegen sexuellen Missbrauchs gegen das Bistum Hildesheim haben sich beide Seiten auf einen Vergleich geeinigt. Über den konkreten Inhalt wurde Stillschweigen vereinbart, wie sowohl Windel als auch das Bistum am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigten. Zuerst hatte die "Hildesheimer Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.
Windel ist nach eigener Aussage als Kind Mitte der 1980er-Jahre von einem Priester über zwei Jahre hinweg wiederholt sexuell schwer missbraucht worden. Deshalb hatte er das Bistum auf 400.000 Euro nebst Zinsen verklagt. Die Diözese hatte seine Forderung zunächst zurückgewiesen und sich darauf berufen, dass die geschilderten Taten verjährt seien. Bei einer mündlichen Verhandlung im November ließ das Landgericht Hildesheim durchblicken, dass es diese Ansicht teile und die Klage wenig Aussicht auf Erfolg habe. Auf Anregung des Vorsitzenden Richters ließen sich Windel und das Bistum auf eine Mediation durch einen Güterichter ein.
Windel: Habe keine Kraft mehr gehabt
Das Bistum teilte mit, es habe sich bereiterklärt, Windel finanziell zu unterstützen bei Maßnahmen, die seine Gesundheit betrafen oder betreffen. Außerdem habe es sich zu einer finanziellen Unterstützung der von Windel gegründeten Betroffeneninitiative Hildesheim verpflichtet.
Windel bezeichnete das Ergebnis als nicht zufriedenstellend. "Es zeigt mal wieder, wie die Kirche mit Betroffenen umgeht", sagte er der KNA. Er habe keine Kraft mehr gehabt weiterzumachen. Die Aussicht auf eine endgültige Abweisung der Klage durch das Landgericht und die Ungewissheit über Dauer und Ausgang eines möglichen Gangs in die nächste Instanz hätten ihn zur Zustimmung bewogen.
Ein Bistumssprecher erklärte, er sei höchst irritiert, dass Windel die getroffene Einigung so kritisch bewerte. "Das Bistum ist dem Vorschlag des Gerichts sehr gerne gefolgt, im Rahmen einer Mediation eine Einigung zu finden." Man habe auf Windel zugehen wollen – im Wissen, dass das Bistum den Prozess voraussichtlich gewonnen hätte. (KNA)