Kölner Narren beharren trotz Kritik auf Wagen zu Missbrauch

Trotz anhaltender Kritik soll im Kölner Rosenmontagszug ein umstrittener Motivwagen zu Missbrauch in der katholischen Kirche mitfahren. "Wir sind auch gläubige Menschen. Wir wollen Jesus nicht verunglimpfen", sagte ein Sprecher des Festkomitees Kölner Karneval am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Der Wagen zeigt einen jungen Messdiener, der vor einem Beichtstuhl steht. Aus diesem reckt sich der Arm eines Geistlichen, der ihn mit einem lockenden Finger hineinbittet. Auf dem Beichtstuhl steht der Satz: "Jesus liebt dich". Kirchenvertreter wie der Amtsleiter des Erzbistums Köln und der Kölner Stadtdechant Robert Kleine halten das Motiv für missverständlich: Zuschauer könnten die Darstellung so verstehen, dass nicht Geistliche für die Verbrechen verantwortlich seien, sondern Jesus selbst.
Briefe von Missbrauchsbetroffenen
Zugleiter Marc Michelske verteidigte den Wagen. "Jesus liebt dich" sei eine wunderschöne Botschaft, sagte er beim traditionellen "Richtfest zum Kölner Rosenmontagszug" in der Wagenbauhalle mit der Vorstellung sämtlicher Persiflagen. Leider seien die Worte aber von Missbrauchstätern ausgenutzt worden. Genau dies hätten ihm Missbrauchsbetroffene nach der Vorstellung des Wagenentwurfs bestätigt. Auf drei Beschwerdebriefe seien diesmal zwei Schreiben von Betroffenen gekommen. Michelske wies auch die Kritik des Stadtdechanten Kleine zurück, dass der Wagen zur Unzeit komme. Missbrauch in der Kirche sei ein anhaltendes Thema, nicht nur in Deutschland. Daher werde der Schriftzug "Jesus liebt dich" auch mit englischem Untertitel präsentiert.
Nach Ansicht von Kleine kommt der Motivwagen einige Jahre zu spät. "Als die Verbrechen aus der Vergangenheit publik wurden, da wäre das ein passender Wagen gewesen", sagte der Geistliche dem Internetportal "domradio.de". Inzwischen seien aber Aufklärungsgutachten und Präventionsmaßnahmen initiiert worden. Auch die Zuordnung des Wagens in die Zug-Kategorie "Internationales" werde von den Besuchern des Zuges nicht verstanden. "Dieser Wagen wird auf uns und unsere Stadt und auf unser Bistum bezogen und nicht auf andere Länder."
Unterdessen sprach sich der rheinische Büttenredner Marc Metzger dafür aus, den Wagen zu ändern. "Der Missbrauchswagen im Rosenmontagszug ist gerechtfertigt. Aber der Schriftzug mit Jesus ist falsch gewählt", sagte er der KNA am Dienstag. "Ich würde den Slogan ändern", so der Komiker, der als Clownsfigur "Dä Blötschkopp" auftritt. Trotz Kritik nahm Kleine mit dem Stadtsuperintendenten des Evangelischen Kirchenverbandes Köln, Bernhard Seiger, bei dem Richtfest die traditionelle Wagensegnung vor. "Es heißt immer Wagensegnung", so Kleine. Aber der Segen gelte den Menschen, die am Rosenmontagszug teilnehmen. "Ich heiße auf keinen Fall jeden Wagen gut und jedes Motiv." (KNA)