Buch "Gute Nachricht": Geschichten über Jesus – ohne antijüdische Töne

Hartnäckige Vorurteile von Christen gegenüber Juden haben Jahrhunderte überdauert - und dienten auch als "Rechtfertigung" für Verfolgung und Pogrome. Ein klassischer antijüdischer Vorwurf lautet zum Beispiel, dass die Juden Jesus getötet hätten. Dabei waren es die damaligen römischen Machthaber, und Jesus war selbst Jude. Als Beitrag zu antisemitismuskritischer Bildung versteht sich nun das neue Buch "Gute Nachricht. Geschichten von Jesus für Kinder fair erzählt", das jetzt im Berliner Ariella Verlag erschienen ist.
Darin werden Geschichten aus den vier Evangelien der christlichen Bibel in kindgerechter Sprache erzählt und von liebevollen Illustrationen begleitet. Von der Taufe Jesu über die Zusammenkünfte mit seinen Anhängerinnen und Anhängern bis hin zu Kreuzigung und Auferstehung. Die Kinder lernen die vier Evangelisten Matthäus, Lukas, Johannes und Markus kennen, ebenso die Entstehung der Evangelien - übersetzt bedeutet das "gute Nachrichten". Und alles "fair", also ohne antijüdische Töne, so das Ziel.
Jüdische Tradition des Diskutierens
Zentral für Jüdinnen und Juden ist die Thora. Sie enthält die fünf Bücher Mose, die auch in der christlichen Bibel stehen, gleich zu Beginn. In "Gute Nachricht" wird immer wieder Bezug auf die Thora genommen. Und auch auf die jüdische Tradition des Diskutierens über die Schriften und deren Auslegung, was eben auch Jesus tut - in dem neuen Buch unter anderem in der Geschichte "Das höchste Gebot". Nach dem aufsehenerregenden Einzug von Jesus in Jerusalem anlässlich des jüdischen Pessach-Festes und kurz vor seiner Kreuzigung geht er mit seinen Leuten in den Tempel der Stadt.

Cover des Buches "Gute Nachricht".
"Welche Freude, wieder mit Gelehrten über die Thora zu sprechen", heißt es in der Geschichte. Und: Dieses "Ringen" um die Deutung einer Schriftstelle verlaufe "manchmal laut, manchmal leise, immer mit Kenntnis, oft mit Witz. Das macht allen Spaß. Ein wenig Wettbewerb ist auch dabei" - wegen der kniffligen Fragen.
Spaß macht auch insgesamt das Lesen des neuen Buches, auch als erwachsene Person. Die Sprache ist zugewandt und hebt auf Gleichberechtigung ab. Zum Beispiel wird in unterschiedlichen Zusammenhängen die Rolle der Frauen um Jesus herausgestellt, was Kindern vielleicht nicht so klar ist, weil auch in Gottesdiensten meist von Jüngern die Rede ist.
Seifenblasen als Zeichen der Hoffnung
Schön sind auch die Illustrationen von Marion Goedelt, deren Bedeutungen am Ende des Buches erklärt werden. Da liegen etwa ein Löwe und ein Lamm gemeinsam friedlich in einer Hängematte. Verschiedene Pflanzen ranken sich um die Texte, ein Regenbogen spannt sich als Zeichen des Bundes mit Gott, Bienen schwirren umher. Am Ende schweben Seifenblasen als Zeichen der Hoffnung aus einer Höhle und sollen darauf verweisen, dass mit dem Tod Jesu für die Menschen, die ihm nachfolgen, doch nicht alles vorbei war.
„Bewusst wird hier Verantwortung dafür übernommen, die christliche Botschaft nicht mit antijüdischen Anklängen und anderen Formen der Diskriminierung zu verbinden.“
Nina Kölsch-Bunzen, Ariane Dihle und Katharina von Kellenbach, von denen das Buch ist, betonen, dass "Gute Nachricht" kein erklärendes Sachbuch und kein jüdischer Kommentar zu neutestamentlichen Geschichten für Kinder sein solle. "Wir wollen in diesem Buch die Evangelien so erzählen, dass die Geschichten nicht zu einer schlechten Nachricht für die jüdischen Geschwister Jesu werden."
Falsche Bilder über Judentum und Christentum
Christian Staffa, Beauftragter gegen Antisemitismus der Evangelischen Kirche in Deutschland, schreibt in einem Vorwort: "Bewusst wird hier Verantwortung dafür übernommen, die christliche Botschaft nicht mit antijüdischen Anklängen und anderen Formen der Diskriminierung zu verbinden." Viele Erzählweisen und Deutungen seien durch eine lange antijüdische Tradition im Christentum geprägt. "Dabei entstehen falsche Bilder über das Judentum, aber auch über das Christentum. Christlicher Glaube kann und muss ohne Judenfeindschaft auskommen, wenn er christlicher Glaube sein will."
In der Einleitung für Kinder heißt es, dass die Evangelisten in der Sprache der Hoffnung geschrieben hätten. Eine besonders wichtige Botschaft dieser "Sprache der Seele" sei, dass Gott bei jedem Menschen sei, was auch immer er an Gutem oder Schwerem erlebe.
Nina Kölsch-Bunzen, Ariane Dihle, Katharina von Kellenbach, Illustrationen von Marion Goedelt: "Gute Nachricht. Geschichten von Jesus für Kinder fair erzählt", 88 S., Ariella Verlag Berlin, 2025, 22 Euro, ISBN 978-3-945530-51-1