Sieben Verse für die Fastenzeit

"Alles ist mir erlaubt" – Impulse zum Fasten in der Bibel

Veröffentlicht am 22.03.2025 um 12:05 Uhr – Von Carina Adams – Lesedauer: 6 MINUTEN

Bonn ‐ Warum es beim Fasten nicht um die Einhaltung von Regeln geht, wie Jesus auf Versuchung reagiert und weshalb Fasten kein Selfcare-Projekt ist, zeigt uns die Bibel. Katholisch.de hat sieben Impulse für Ihre Fastenzeit ausgewählt.

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Selbst in Zeiten von Minimalismus und Entschlackung hat die Fastenzeit immer noch den Ruf inne, etwas Unangenehmes zu sein. Wir haben für Sie sechs Stellen aus der Bibel zusammengetragen, die zeigen, dass Buße und Umkehr nicht nur zur Vorbereitung auf Ostern dienen. Beim Fasten geht es um Befreiung und die Vertiefung der eigenen Gottesbeziehung.

"Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest" (Mt 6,17-18)

Direkt nachdem Jesus den Jüngern das Vaterunser gibt, spricht er diese Worte zum Fasten. Er warnt vor den "Heuchlern". Ihnen gehe es darum, beim Fasten von anderen gesehen zu werden. Jesus fordert nicht, das eigene religiöse Leben zu verbergen, sondern aus einer inneren Überzeugung heraus zu handeln. Es hat keinen Sinn, auf etwas zu verzichten, damit andere darauf mit Mitleid oder Lob reagieren. Es geht auch nicht darum, besonders lange, viel oder intensiv zu fasten, um sich über andere zu stellen. Fasten allein genügt nicht, es muss aus den richtigen Motiven geschehen.

"Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt." (Mt 4,3-4)

Jeden Tag erleben wir zahlreiche Versuchungen. Jesus erfährt in der Wüste selbst drei Versuchungen und findet die Antworten darauf in der Bibel. Der Verzicht der Fastenzeit muss nicht ersatzlos sein. Sie kann die Chance bieten, mehr Zeit in den Glauben zu investieren. Gleichzeitig gibt es in der Fastenzeit weder mehr noch weniger Versuchung als sonst. Der Verzicht macht aber vielleicht deutlicher, wo die Versuchung im Alltag ungesehen bleibt.

Bild Staubwüste mit Bibelzitat Gen 3,19
Bild: ©AdobeStock/Stanley Dullea, Montage: katholisch.de

"Staub bist du / und zum Staub kehrst du zurück." (Gen 3,19)

Jesus bezieht seine Worte aber nicht nur auf das jetzige Leben. Zum Aschermittwoch gab es mit dem Aschekreuz die Erinnerung an diese Genesispassage. Deprimierend? Nein! Denn Jesus hat bereits die Zusage zur Auferstehung gegeben. Dennoch erinnert der Vers aus der Paradieserzählung daran, dass das Leben endlich ist. Nicht, um zu verunsichern und zu ängstigen, sondern um wachzurütteln. Die Fastenzeit erinnert daran, dass dieses irdische Leben genutzt werden will. Gleichzeitig endet sie mit der Hoffnung und Zuversicht der Osternacht.

"Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, / und kehrt um zum HERRN, eurem Gott!" (Joel 2,13)

Der Prophet Joel findet in seinem kurzen Werk viele mahnende Worte für Israel. Dabei betont er auch hier die innere Einstellung. Der Verzicht beim Fasten ist kein Selbstzweck, sondern soll dazu dienen, unser tägliches Handeln zu hinterfragen. Wie können wir unser Leben langfristig mehr auf Gott ausrichten? Wo habe ich meinen Weg zu Gott ein Stück weit vernachlässigt? Beim Fasten geht es nicht vordergründig um den Verzicht auf Genuss- oder Nahrungsmittel. Der Verzicht auf Lügen, Lästern oder anderes schädliches Verhalten kann ein "Zerreißen des Herzens" sein – und mehr verändern als ein "Schokolade-Fasten".

"Ist nicht das ein Fasten, wie ich es wünsche: / die Fesseln des Unrechts zu lösen, [...] dem Hungrigen dein Brot zu brechen, / obdachlose Arme ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden / und dich deiner Verwandtschaft nicht zu entziehen?" (Jes 58, 6-7)

Das Jesaja-Kapitel berichtet von einem Volk, das fastet – und gleichzeitig weiterhin Unrecht fördert. Fasten als rücksichtsloses Selfcare-Projekt? Der Prophet warnt, dass Umkehr nicht nur das Individuum oder die Liebsten betreffen darf. Fasten ist nicht das Ziel, sondern der Weg dorthin. Wahre Rückbesinnung auf Gott fordert den Einsatz für den Nächsten.

Bild Vögel mit Bibelzitat 1 Kor 6,12
Bild: ©AdobeStock/flowertiare, Montage: katholisch.de

"Alles ist mir erlaubt – aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt – aber nichts soll Macht haben über mich." (1 Kor 6,12)

Fastenzeit ist Befreiung. Der Korintherbrief betont, dass es sich beim Fasten nicht um eine Erfindung von Spaßverderbern handelt. Verzicht befreit. Von schlechten Gewohnheiten, die der Gesundheit schaden. Von Abhängigkeiten, die das tägliche Leben belasten. Von lieblosem Verhalten, dass dem Selbst und anderen schadet. Fasten ist keine Selbstkasteiung, sondern Befreiung. Die Umkehr zu Gott wird möglich, wenn der Fastende sich von der Macht anderer Einflüsse, Versuchungen und Gewohnheiten befreit.

"So ist ein Mensch, der wegen seiner Sünden fastet, / zurückkehrt und sie wieder begeht. Wer wird sein Gebet erhören? / Was nützt es ihm, dass er sich gedemütigt hat?" (Sir 34,31)

Auch der Prophet Jesus Sirach kritisiert ein Volk, das sich an religiöse Regeln hält und fastet, aber danach weiterhin schlecht handelt. Wer in der Fastenzeit wirkliche Veränderung und Befreiung erreicht hat, wird die mit den Ostertagen nicht einfach aufgeben. Die Fastenzeit bietet die Chance, das eigene Verhalten langfristig zu korrigieren und neue Gewohnheiten einzuüben. Zurück zu uns, zu unserem Nächsten und natürlich vor allem zu Gott. Fünfzig Tage den richtigen Kurs suchen, um dann wieder abzudrehen? "Was nützt das?", fragt der Prophet.

Von Carina Adams