Vatikan kündigt ersten öffentlichen Auftritt seit Gemelli-Einlieferung an

Franziskus will sich zeigen: Wichtige Etappe auf dem Weg der Genesung

Veröffentlicht am 22.03.2025 um 15:38 Uhr – Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) – Lesedauer: 5 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ Nach mehr als fünf Wochen Abwesenheit will sich Papst Franziskus am Sonntag wieder öffentlich zeigen. Allein die Ankündigung sorgt in Rom für große Vorfreude. Und ein Ostern ohne Papst wird es nun wohl doch nicht geben.

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Die Ankündigung aus dem Vatikan kam überraschend und verbreitete sich in Rom wie ein Lauffeuer: Der kranke Papst Franziskus wolle sich am Sonntag am Fenster der Gemelli-Klinik zeigen, so die kurze Mitteilung am Samstagvormittag.

Zum ersten Mal nach mehr als fünf Wochen ein öffentlicher Auftritt des Pontifex – das hatten nur wenige zu hoffen gewagt. Zwar war die Ankündigung mit Einschränkungen versehen: Der Papst "wolle" sich am Fenster zeigen, hieß es. Das bedeutet: Die Umsetzung dieses Wunsches hängt von der Tagesform des berühmtesten Patienten der Welt ab.

Langer Weg zur Genesung

Auch Hoffnungen auf ein Grußwort des Papstes an die Gläubigen wurden gedämpft: Die Botschaft zum Angelus-Gebet am Sonntagmittag werde – wie schon in den Wochen zuvor – bloß schriftlich verbreitet, so die Mitteilung aus dem Presseamt. Dennoch dürften zahlreiche Menschen zur Gemelli-Klinik kommen, um einen Blick auf Franziskus zu erhaschen.

Auch auf dem Petersplatz werden viele Pilger erwartet, da der Auftritt auf die dort stehenden großen Bildschirme übertragen werden könnte. An normalen Sonntagen versammeln sich Tausende Menschen, um zu erleben, wie der Papst ans Fenster hoch oben im Apostolischen Palast tritt, um von dort mit ihnen zu beten und sie zu segnen.

Trotz der Einschränkungen markiert der erste Auftritt des Kirchenoberhaupts eine wichtige Etappe auf seinem langen Weg zur Genesung. Die letzte lebensbedrohliche Atmungskrise wurde am 3. März gemeldet. Genau eine Woche später, am 10. März, hob das Ärzte-Team in der Gemelli-Klinik die "verhaltene" Prognose auf und sprach nur noch von einem "komplexen" Gesamtbild. Seither wurde sein Zustand vom Vatikan als "stabil" und immer wieder als "leicht gebessert" beschrieben.

Bild: ©KNA/Sala Stampa della Santa Sede/Romano Siciliani

Vergangenen Sonntag veröffentlichte der Vatikan das erste Foto von Papst Franziskus seit seiner Einlieferung ins Gemelli-Krankenhaus. Die Aufnahme sorgte für weitere Spekulationen.

Die beiden bisherigen Lebenszeichen vom kranken Papst waren dennoch nicht wirklich beruhigend. Ein kurzer Audio-Gruß an die betenden Pilger auf dem Petersplatz am 6. März vermittelte einen dramatischen Eindruck von der damals noch extremen Atemnot des lungenkranken Papstes. Am 16. März veröffentlichte der Vatikan dann ein Foto, das ihn in eingesunkener Sitzhaltung schräg von hinten zeigte. Sein Gesicht war nicht zu sehen, wohl aber seine stark geschwollene rechte Hand sowie ein Wasserglas mit Trinkhalm – also wieder wenig, was auf eine echte Genesung hindeutete.

Der Auftritt am Fenster soll nun offenbar letzte Zweifler davon überzeugen, dass die im Internet kursierenden Gerüchte über einen Tod des Papstes frei erfunden sind. Aber es geht um mehr. Der Papst ist für die Gläubigen nicht bloß ein Kirchenoberhaupt, sondern eine Vaterfigur mit emotionalen Qualitäten. Seine lange Abwesenheit belastet nicht nur Vatikan-Mitarbeiter und Pilger, die zum katholischen Heiligen Jahr 2025 nach Rom strömen.

Sichtbares Symbol der Einheit

Die Gebete für den kranken Papst in vielen Ländern der Erde und die zu Tausenden eintreffenden Genesungswünsche sprechen dafür, dass es doch nicht ausreicht, wenn er vom Krankenbett aus Bischöfe ernennt und Botschaften abzeichnet. Die katholische Kirche ist eine Glaubensgemeinschaft, in der die personale Präsenz des Priesters eine zentrale Rolle spielt. Das gilt umso mehr für den Papst. Er ist, wie der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller es unlängst sagte, in seiner Person das sichtbare Symbol der Einheit der weltweit größten Religionsgemeinschaft.

Durch seine starke persönliche Ausstrahlung hat Franziskus dazu beigetragen, dass diese Bindung emotional nochmals stärker geworden ist. Als am Samstagmorgen der Erzbischof von Neapel, Kardinal Domenico Battaglia, vor mehr als 10.000 Pilgern aus Süditalien davon sprach, dass die "zärtliche Zuwendung" der betenden Gläubigen sicher auch den Papst in seinem Krankenzimmer in der Klinik erreichen werde, brandete lauter Beifall auf.

Die bis dahin verhaltene Stimmung an einem grauen und verregneten römischen Samstagmorgen hellte sich noch mehr auf, als sich wenig später die Nachricht auf den Handys verbreitete, dass der Papst sich am Sonntag erstmals wieder öffentlich zeigen will. Als nächster Schritt wurde in Vatikankreisen erwartet, dass schon bald die Präsenz des Papstes an Ostern zum Segen "Urbi et orbi" bestätigt werden könnte.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)