Standpunkt

Der kranke Papst und die Gedanken hinter den Kulissen

Veröffentlicht am 24.03.2025 um 00:01 Uhr – Von Pater Stefan Kiechle SJ – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ Papst Franziskus ist aus dem Krankenhaus raus. Pater Stefan Kiechle freut sich über die Rückkehr. Dennoch fragt er: Was ist jetzt realistisch? In diesen Wochen gibt es einiges zu beten und auch manches zu suchen, kommentiert er.

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Gut fünf Wochen war Papst Franziskus in der Klinik, schwer krank, mit wechselnden ärztlichen Bulletins, mal zeigte der Daumen nach unten, derzeit zeigt er leicht nach oben. Öffentlich über seinen Rücktritt oder gar über seinen Tod zu sprechen, ist ziemlich tabu – zurecht. Hinter den Kulissen wird selbstverständlich darüber nachgedacht – ebenfalls zurecht.

Die einen sagen: Christus ist vom Kreuz nicht herabgestiegen, also darf auch ein Papst das nicht – er muss sein Kreuz tragen bis zum Ende. Diese Rede kommt übrigens aus eher traditionellen Kreisen – die den Rücktritt ihres verehrten Papstes Benedikt bis heute nicht verschmerzt haben. Die anderen sagen, eher funktional und pragmatisch denkend: Die Kirche braucht einen aktiven und gesunden Chef, besonders in diesen fluiden, krisenhaften Zeiten – ein schwer kranker Papst sollte zurücktreten und einem Nachfolger Platz machen.

Selbstverständlich bete ich für die Genesung des Papstes. Ich gönne ihm, dass er in den Vatikan zurückkehrt und nochmals gut leben kann; dass er vielleicht die Kirche noch für eine Wegstrecke leiten darf. Aber was ist realistisch? Wie lange wird das Führungsvakuum dauern? In den Redaktionen der großen Medien liegen die Nachrufe – natürlich streng geheim – gut abgespeichert auf den Festplatten. Das Pontifikat dieses vermutlich großen Papstes – wirklich beurteilen wird das die spätere Geschichte – wirkt schon abgeschlossen, wobei selbstverständlich viele Baustellen offen bleiben, wie immer. Das Erbe dieses ersten Jesuiten-Papstes steht uns deutlich vor Augen, auch wenn sein pastoraler Stil, seine Weise, die Kirche zu prägen und seine theologischen Schwerpunkte nicht allen gefallen – wie könnte es anders sein?

Die Kirche sollte bessere Vorkehrungen für den Fall treffen, dass ihr Papst schwer krank und zur Leitung der Kirche kaum mehr fähig ist. Oder ist sie dafür zu monarchisch? Kann ein synodales Austarieren des monarchischen Prinzips hierfür ein gutes Procedere finden? Wohin führt der Heilige Geist? In diesen Wochen gibt es einiges zu beten und auch manches zu bedenken und zu suchen.

Von Pater Stefan Kiechle SJ

Der Autor

Pater Stefan Kiechle SJ ist seit 2018 Chefredakteur der Zeitschrift "Stimmen der Zeit". Zuvor leitete er sieben Jahre die Deutsche Provinz des Jesuitenordens.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.