Säkularisierungsdynamik lasse sich nicht mit Kirchenreformen stoppen

Hoff zu neuen Austrittszahlen: Von Trendumkehr kann keine Rede sein

Veröffentlicht am 28.03.2025 um 11:53 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Düsseldorf ‐ Reformen allein reichen nicht: Der Mitgliederschwund der katholischen Kirche hält an. Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sieht darin eine Herausforderung für die Kirche. Wie "neue Kontaktzonen" helfen sollen.

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Die aktuell veröffentlichten Kirchenaustrittszahlen für Deutschland hält der Theologe Gregor Maria Hoff für wenig überraschend. Die Tendenz bleibe: "Die katholische Kirche verliert in Deutschland an Mitgliedern, damit aber auch an religiöser Prägekraft", sagte der Salzburger Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie der "Rheinischen Post" am Donnerstag. Selbst wenn die Austrittszahlen gegenüber dem Höchststand von 2022 weiter abnähmen – von einer Trendumkehr könne keine Rede sein.

Anliegen des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland sei vor allem, die systemischen Ursachen für sexuellen und geistlichen Missbrauch in der katholischen Kirche zu beseitigen. "Die konkreten Reformschritte zielten sicher auch darauf, dass sich Menschen nicht weiter von der katholischen Kirche entfremden", erklärte der Theologe. Doch: Verlorene Glaubwürdigkeit lasse sich nicht in Jahreszyklen wiederherstellen, so Hoff.

Keine kirchliche Alternative

Auch den Protagonisten des Synodalen Wegs sei klar gewesen, dass sich die gesellschaftliche Säkularisierungsdynamik nicht mit Kirchenreformen stoppen lasse. "Aber da es um die Glaubwürdigkeit des Evangeliums ging und geht, muss konkretisiert werden, was der Synodale Weg angestoßen hat", sagte der Theologe. Da sehe er keine kirchliche Alternative – "vor allem weil es um menschenrechtsbestimmte Themen wie den Zugang von Frauen zum kirchlichen Amt und die umfassende kirchliche Anerkennung von Menschen in homosexuellen Partnerschaften geht".

Religiöse Fragen sprächen viele Menschen heute nicht mehr an, so Hoff weiter. "Es geht von religiösen Glaubensfragen kaum Faszination, meist nicht einmal eine Beunruhigung aus", sagte der Theologe. Für die Kirche bedeute das: Wenn Bistümer aus personellen und finanziellen Gründen entscheiden müssten, wo sie sich aus klassischen Gemeindesituationen zurückziehen, müssten sie sich auf die Suche machen, um "neue Kontaktzonen" zu entdecken und wichtige Begegnungsräume wie Schulen zu profilieren. "Eins halte ich für fatal: den Rückzug in geschlossene Kirchenräume mit selbstbewahrten Glaubensselbstverständlichkeiten", so Hoff. (tmg/KNA)