Generalvikar zu Konflikt in Baden-Baden: Hoffe auf Einigung
Nach dem Konflikt zwischen einem Pfarrer und einigen Gläubigen in der Seelsorgeeinheit Baden-Baden rund um eine Fastnachtpredigt hat der Freiburger Generalvikar Christoph Neubrand seine Hoffnung auf Frieden in der Pfarrei ausgedrückt. "Wenn die Erwartungen schwarz-weiß sind, wird es nicht einfach", sagte Neubrand in einem Interview mit der Freiburger Bistumszeitung "Konradsblatt" (Dienstag). "Aber ich bin zuversichtlich, dass es Grautöne gibt, auf die man sich einigen kann." Die Predigt habe die Frage aufgeworfen, "wie es mit dem Dienst des Priesters an der Einheit bestellt ist, wenn Spannungen zum Gegenstand einer Predigt werden und er diese nur einseitig behandelt".
In den vergangenen eineinhalb Jahren hätten viele Menschen aus der Seelsorgeeinheit die gute Arbeit des Pfarrers gelobt. Nun sei es aber um die Frage gegangen, wie der Geistliche mit Spannungen umgehe. "Und wenn diese Spannungen gar im Bereich der Verkündigung, in der Predigt, auf einzelne, auch anwesende Personen fokussiert werden, dann haben wir ein Problem", erklärte Neubrand. "Das ist nicht Inhalt unserer Liturgie, die unterschiedliche Menschen im Glauben zusammenführen will." Der Generalvikar betonte, dass es für den Pfarrer eine Zukunft als Priester im Erzbistum Freiburg geben werde. "Und auch die Menschen in der Raumschaft Baden-Baden sollen spüren, dass das Ordinariat kein eherner Block ist, sondern zu Lösungen bereit ist, die es Pfarrer Koffler ermöglichen, seine Stärken in der seelsorgerlichen Arbeit einzubringen."
"Es gibt jede Woche eine solche Anfrage"
Die Personalverantwortlichen im Erzbistum erreichten häufiger Briefe mit Beschwerden über Priester. "Ich würde sagen, es gibt jede Woche eine solche Anfrage", sagte Neubrand. Vor 20 Jahren seien solche Briefe im Papierkorb gelandet, heute würden sie jedoch sehr genau gelesen. "Schon durch das Hinweisgebersystem sind wir gesetzlich zur aufmerksamen Prüfung verpflichtet, hinzu kommen unsere Erfahrungen durch die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt." Sollte es ernste Hinweise auf Fehlverhalten geben, gehe man daher umgehend in Gespräche.
Zum Streit um die Dommusik im Erzbistum zum Jahreswechsel zeigte der Generalvikar sich glücklich darüber, dass die Chöre nun wieder probten und auch in Gottesdiensten musizierten. "In den zurückliegenden Wochen gab es viele Gespräche mit den Chören und Gruppen, die vom Domfabrikfonds unter der Maßgabe des Zuhörens geführt wurden", so Neubrand. In diesen Gesprächen sei viel Enttäuschung und Wut spürbar gewesen. "Aber es wird zu den hohen Kar- und Ostertagen wieder festliche Musik im Münster geben."
Grundsätzlich müsse die Bistumsleitung "sehr ernsthaft darauf schauen", wie sie in den kirchlichen Gremien wahrgenommen werde. "Wir vermitteln Pfarrgemeinderäten, welche entscheidende Aufgabe sie haben – andererseits ist aber auch klar, dass die Personalverantwortung beim Dienstvorgesetzten liegt." Das Erzbistum müsse sich dabei auch auf die veränderte Mediensituation besser einstellen. "Es darf nicht passieren, dass wir von anderen in der Kommunikation überholt werden und dann wieder etwas einfangen müssen." (cbr)