Zentrale Beratungsthemen laut Teilnehmer unter den Tisch gekehrt

Aufruhr in Italiens Kirche? Synode endet ohne Abschlussdokument

Veröffentlicht am 03.04.2025 um 14:47 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ Fehler, Missverständnisse, Widersprüche – es hakt in der finalen Phase des kirchlichen Reformprozesses in Italien. Das geplante Schlussdokument der Synode muss noch einmal komplett überarbeitet werden.

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Aufstand unter den eher frommen und gehorsamen Katholiken Italiens: Der kirchliche Reformprozess des Landes endet vorerst ohne Schlussdokument. Während der dreitägigen Beratungen über die Zukunft der lokalen Kirche seien so viele Änderungsvorschläge eingereicht worden, dass das vorgeschlagene Abschlussschreiben noch einmal komplett überarbeitet werden müsse, so der Verantwortliche des Synodalen Prozesses in Italien, Erzbischof Erio Castellucci, am Donnerstag. Die Anpassung einiger Teile des Textes reiche nicht aus. Am 25. Oktober soll die finale Version zur Abstimmung gestellt werden. Darauf solle dann die Umsetzungsphase folgen.

In seiner Rede räumte Castellucci Fehler in der finalen Phase des bislang vierjährigen Prozesses ein. Dazu zählten ein zu knapper Zeitplan und Kommunikationsprobleme über die Vielzahl an erarbeiteten Dokumenten. Auch daraus resultiere der nun unzureichende Textvorschlag.

Der Zeitung "La Repubblica" (online Donnerstag) sagte ein namentlich nicht genannter Teilnehmer: "Wir haben uns vier Jahre lang getroffen, diskutiert, studiert, uns ausgetauscht, Vorschläge gemacht, und im Text war nichts davon zu finden." Es habe zwar eine Anerkennung der Rolle der Frauen in der Kirche gegeben, aber keinen Hinweis auf die Möglichkeit neuer weiblicher Weiheämter.

Text mit Kritik "überschüttet"

Bei Menschen mit nicht-heterosexueller Orientierung sei lediglich deren Begleitung vorgesehen, ansonsten fänden sie in dem Dokument nicht statt. Zudem enthalte es wenig bis gar nichts zum Thema des sexuellen Missbrauchs. Der Zeitung zufolge haben die Delegierten den Text in zahlreichen Wortmeldungen mit Kritik "überschüttet", die Zahl der Änderungsvorschläge sei lawinenartig gewesen. Diese sollen laut Castellucci nun alle eingearbeitet werden – zuvor war nur eine begrenzte Zahl von Änderungen vorgesehen gewesen.

Rund tausend Menschen nahmen laut der Italienischen Bischofskonferenz CEI an den Beratungen im Vatikan teil. Darunter waren 540 Menschen ohne Weihe. Frauen bildeten mit 277 Teilnehmern die größte Gruppe. Von den mehr als 200 Bischöfen in Italien nahmen 168 an der Versammlung teil.

Die katholische Kirche in Italien ist mit etwa 50 Millionen Mitgliedern die größte in Europa. Sie verzeichnet seit Jahren schwindende Zahlen bei Gottesdienstbesuchern und Priesterweihen. Papst Franziskus hatte die Bischöfe 2021 zu einem synodalen Prozess gedrängt. Anders als beim deutschen Reformprozess des Synodalen Weges ging es in Italien zunächst mehr um methodische Fragen als um inhaltliche Reformen. (KNA)