Ex-Synodale: Kirche sollte Verbindung zur CDU kritisch prüfen
Die ehemalige Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), Daniela Ordowski, ruft die katholische Kirche dazu auf, die traditionell enge politische Verbindung zur CDU kritisch zu überprüfen. "Vielleicht ist es an der Zeit, die Verbindung als überholt zu betrachten. Andere Parteien haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt um die kirchliche Klientel bemüht – besonders die Grünen und die SPD mit ihrer Betonung sozialer Gerechtigkeit", schreibt Ordowski in einem Kommentar für die "taz" (Donnerstag).
Ordowski: Verbündete dort suchen, wo kirchliche Werte vertreten werden
Auch für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sei es entscheidend, sich stärker von der Vorstellung zu lösen, dass die CDU automatisch der bevorzugte politische Partner sei, so Ordowski, die auch Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs war. "Vielmehr geht es darum, politische Verbündete dort zu suchen, wo kirchliche Werte und Positionen vertreten werden – unabhängig von Parteigrenzen." Die CDU müsse sich entscheiden, ob sie das "C" weiterhin mit Leben füllen oder den Weg einer Partei gehen wolle, die sich zunehmend marktwirtschaftlichen Positionen verschreibe.
Die CDU müsse sich bewusst sein, dass sie kritisiert werde, wenn sie Positionen verträte, die nicht mit den Grundwerten der Kirchen oder des ZdK im Einklang stünden, betont Ordowski. "Diese Kritik bedeutet aber nicht, dass sich die Kirchen grundsätzlich von der CDU abwenden. Es ist vielmehr eine wichtige Diskussion über gesellschaftliche Werte." Für eine Partei, die das "C" im Namen trage, könne so eine Debatte sogar hilfreich sein. "Sie fordert die CDU heraus, sich mit ihren christlichen Wurzeln und den Prinzipien von Solidarität und Menschenwürde auseinanderzusetzen. Gleichzeitig muss die CDU verstehen: Wenn sie sich von diesen Werten entfernt, werden die Kirchen oder kirchliche Verbände das klar ansprechen – oder sich Partner bei anderen Parteien suchen."
"Es geht nicht um parteipolitische Loyalitäten"
Aufgabe der Kirche und konkret auch des ZdK bleibt es laut Ordowski, Inhalte stark zu verteidigen und Bündnisse zu schmieden, die sich auf Werte und nicht auf Parteiinteressen gründeten. "Es geht nicht um parteipolitische Loyalitäten, sondern um die Verteidigung der Demokratie und den Schutz der Schwächsten. Kirchen stehen immer an der Seite der Zivilgesellschaft – und genau dort sollten sie bleiben."
Eine gesunde Beziehung zwischen Kirche und CDU könne nur funktionieren, wenn beide Seiten wüssten, worauf sie sich einließen, schreibt Ordowski in ihrem Kommentar weiter. "Eine intakte Beziehung würde bedeuten, dass die CDU nicht nur rhetorisch, sondern auch praktisch christliche Werte in ihre Politik einfließen lässt." Wer erwarte, dass Kirchen und zivilgesellschaftliche Akteure schwiegen, wenn politische Positionen nicht mit ihren ethischen Grundsätzen vereinbar seien, stelle letztlich infrage, dass ihre Überzeugungen noch Platz im gesellschaftlichen Diskurs haben dürften. (stz)