Italiens Kirche nach Eklat um Schadensbegrenzung bemüht
Das Scheitern eines geplanten Schlussdokuments des synodalen Reformprozesses der katholischen Kirche in Italien hat in den Medien des Landes ein breites Echo ausgelöst. Die Tageszeitung "Il Messaggero" sprach am Wochenende von einer "Demütigung", die "Repubblica" von einem "offenen Konflikt um Frauen und Homosexuelle". Kirchliche Medien bemühen sich unterdessen um Schadensbegrenzung und eine andere Sicht auf die Ereignisse, die am Donnerstag zu einer überraschenden Vertagung der Versammlung führten. Unter den etwa tausend Teilnehmern der Synode waren erstmals katholische Laien in der Mehrheit.
Die von den Bischöfen getragene Tageszeitung "Avvenire", die am Wochenende in vielen Pfarrkirchen Italiens ausliegt, veröffentlichte am Samstag Stimmen von Synodenteilnehmern. So erklärte die Delegierte Laura Lamma aus dem Bistum Carpi: "Die Teilnehmer haben ihre Ablehnung furchtlos zum Ausdruck gebracht, weil sie vom Heiligen Geist begleitet wurden." Dabei sei es aber nicht um ihre eigenen Ideen gegangen, sondern darum, dass die Ergebnisse eines langen Prozesses des Zuhörens nicht ausreichend in dem vorgeschlagenen Abschluss-Text berücksichtigt worden seien.
Kardinal Zuppi fand den Notausgang
Ausdrücklich lobte Lamma die Reaktion der Synodenleitung auf den massiven Widerspruch der Teilnehmer. Die vom Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Kardinal Matteo Zuppi, überraschend beantragte Vertagung war schließlich mit einer Mehrheit von 98 Prozent beschlossen worden.
Der Geistliche Calogero Di Leo aus dem Bistum Perugia wird vom "Avvenire" mit den Worten zitiert: "Niemand hatte das Erdbeben erwartet, das der Geist ausgelöst hat." Die Auseinandersetzung in der Vollversammlung und in den Arbeitsgruppen sei frei, offen und transparent gewesen. Es habe "Momente der Spannung" gegeben, die jedoch konstruktiv bewältigt worden seien.
Entscheidend sei gewesen, dass die Bischöfe "die Zeichen der Zeit mit gesundem Realismus und mit Demut verstanden haben und dann ankündigten, dass der Weg der Entscheidung verlängert werden muss". Der Geistliche Marco Pascarella aus Capua erklärte, der geplante Test sei "kalt" gewesen, und die Versammlung habe genau gewusst, was sie wollte. Die Vertagung auf Oktober sei ein starkes Signal für die gesamte Kirche in Italien. (KNA)