Bischof Glettler: Amtsverzicht des Papstes ist "durchaus möglich"
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hält einen Rücktritt von Papst Franziskus aus gesundheitlichen Gründen nach wie vor für "durchaus möglich". "Ohne mutmaßen zu wollen, aber: Franziskus klebt mit Sicherheit nicht an seinem Amt", sagte Glettler in einem Interview mit der österreichischen Presse Agentur APA (Sonntag). Papst Benedikt XVI. habe gezeigt, dass auch ein Papst zurücktreten könne. "Das war ein kirchenhistorisch einmaliger Akt", so Glettler.
Der Bischof vermutete, dass Franziskus sich noch ein bestimmtes Ziel gesetzt habe, dass er erfüllen wolle. Franziskus wolle vor allem die Mission und den "inneren und äußeren Kulturwandel der Kirche in Richtung einer authentischen Synodalität" vorantreiben. Dass der Papst diesbezüglich voller Tatendrang sei, habe er kürzlich gezeigt, als er den synodalen Prozess der Weltkirche bis 2028 verlängert habe. Dafür werfe sich Franziskus "selbst nochmals mit ganzer Leidenschaft in die Waagschale", so der Bischof.
"Der Papst hat die Fäden in der Hand"
Trotz der schweren Krankheit des Kirchenoberhauptes herrsche aber "hundertprozentig kein Stillstand" in der Weltkirche, betonte Glettler. "Weder gibt es einen Stillstand, noch ist sie führungslos", sagte der Innsbrucker Bischof. "Der Papst hat die Fäden in der Hand." Franziskus sei eine Integrationsfigur von Weltformat und ein verlässlicher Anwalt für die Ärmsten. "Ich bin überzeugt, dass die prophetische Kraft und die im Glauben begründete Menschlichkeit, für die Franziskus steht, gerade jetzt von unschätzbarem Wert ist", sagte Glettler.
Angesprochen auf Vermutungen, er könne als Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn neuer Erzbischof von Wien werden, sagte der Innsbrucker Bischof: "Ich wäre froh, wenn es jemand anderer wird. Ich würde ungern weggehen aus Tirol." Würde er allerdings vom Papst gefragt oder ernannt werden, würde er "ja sagen". Er halte es aber "eher für wahrscheinlich", dass er in Innsbruck bleibe. Gleichzeitig äußerte Glettler Kritik an der Dauer des Auswahlprozesses eines neuen Wiener Erzbischofs. Dass die Nachfolgefrage noch immer nicht geklärt sei, obwohl Schönborns Abgang schon lange feststand, bezeichnete er als unprofessionell. "Ich hoffe, dass bis zum Sommer eine Entscheidung fällt, die längst fällig ist." (cbr)