Taufe als Erwachsener – das müssen Sie wissen

Die Erwachsenentaufe scheint vielerorts zu boomen. Weltweit meldeten in den vergangenen Tagen Bistümer hohe Zahlen zu Ostern: So wird beispielsweise die Zahl der Erwachsenentaufen in Frankreich in diesem Jahr den Rekord des Vorjahres wohl noch übertreffen. Dort werden in der Osternacht 10.384 Erwachsene und über 7.400 Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren getauft. In Deutschland sind es an diesem Osterfest mehr als 400 Erwachsene, die das Sakrament empfangen.
Die Taufe ist das erste und grundlegende Sakrament, durch das ein Mensch in die Glaubensgemeinschaft der Christen aufgenommen wird. Sie ist das Realsymbol für die besondere, unauflösbare Gemeinschaft des Getauften mit Jesus Christus. Wer als Erwachsener den Weg zur Taufe gehen will, durchläuft einen Prozess der Reflexion und der Unterweisung in Glaubensfragen. Er dauert ungefähr ein Jahr und dient der eigenen Vergewisserung und dem Kennenlernen des christlichen Glaubens und der Kirche. Katholisch.de fasst die Schritte zusammen.
1. Erster Kontakt
Wer mit dem Gedanken spielt, sich taufen zu lassen, kann sich an die Pfarrgemeinde wenden, auf deren Gebiet er oder sie wohnt. Mit dem Pfarrer oder einem Beauftragten wird abgeklärt, ob der oder die Interessierte den Weg in die katholische Kirche wirklich gehen will und wie konkret dieser Weg in der Gemeinde abläuft. Wer eine Person kennt, die den Weg zur Taufe begleiten kann, weil sie beispielsweise in der Gemeinde engagiert ist, kann diese gerne hinzuziehen – das könnte später der Taufpate oder die Taufpatin sein.
Informationen über den Weg zur Taufe gibt es auch auf der Website der jeweiligen Diözese. Bei den Bistümern gibt es meistens eine verantwortliche Person für alle Fragen zur Erwachsenentaufe.

Oft bereiten sich Taufbewerber in Gruppen auf das Sakrament vor.
2. Katechumenat
Wer alle nötigen Informationen gesammelt und mit der Pfarrei alles besprochen hat, kann den zweiten Schritt gehen: die Aufnahme in den sogenannten Katechumenat. Dieser Begriff meint die Vorbereitung eines Taufbewerbers (Katechumenen). Die feierliche Aufnahme findet in der Regel in einem Gottesdienst statt.
Während des Katechumenats lernt man den Glauben kennen, erlebt das Kirchenjahr mit und wächst in die Gemeinde hinein. Auch die Praxis des Betens und die Mitfeier des Gottesdienstes werden eingeübt; die Bedeutung des Glaubens für die Lebensgestaltung und den Alltag in den Blick genommen. Hier ist auch Raum für Gespräche über die persönlichen Glaubenserfahrungen und Fragen der Taufbewerber. In dieser Zeit finden auch Gottesdienste statt, in denen ihnen das Glaubensbekenntnisses und das Vater Unser in Textform übergeben werden.
In der Regel wird man einzeln oder in einer Gruppe von einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin begleitet. Während der Zeit des Katechumenats kann der Taufbewerber ohne jeden Druck jederzeit entscheiden, ob er den begonnenen Weg fortsetzen möchte oder nicht.
Je nachdem, zu welchem Bistum der Taufbewerber gehört, kann der Katechumenat in Details verschieden gestaltet sein. Meistens bieten die Diözesen auch spezielle Glaubenskurse für Interessierte an. Auch hierzu weiß die Pfarrei vor Ort mehr.
3. Zulassung zur Taufe
Wenn der Entschluss, sich taufen zu lassen, weiter gereift ist, und auch mit der begleitenden Seelsorger den Eindruck hat, dass der Taufbewerber bereit ist, bittet dieser einige Wochen vor dem geplanten Tauftermin um die Zulassung zur Taufe. Die Zulassung erfolgt dann in einem feierlichen Gottesdienst – etwa am ersten Fastensonntag, wenn die Taufe in der Osternacht gefeiert werden soll. Meistens findet der Gottesdienst zur Zulassungsfeier für alle Taufbewerber der jeweiligen Diözese in der Kathedrale statt.
Damit beginnt dann noch einmal eine intensive Phase der engeren Vorbereitung, ehe die Taufe gefeiert wird.
"Endlich katholisch" – Warum sich Erwachsene taufen lassen
Adrian Wallersheim hat sich in diesem Jahr taufen lassen. Für den Unternehmensberater aus Brühl erfüllte sich damit ein langer Herzenswunsch. Gemeinsam mit anderen Erwachsenen aus dem Erzbistum Köln hat er sich auf den Weg gemacht, katholisch zu werden.
4. Taufe
Da die Taufe auch eine Feier der Aufnahme in die Gemeinde ist, wird sie in einem Gottesdienst gespendet. In der frühen Kirche war die Osternacht der Zeitpunkt der Taufe. Deshalb finden auch heute Erwachsenentaufen meist während der Osternachtsfeier statt – oft spendet sie der Diözesanbischof in der Kathedrale des Bistums.
Nach der Bejahung des Taufbekenntnisses durch den Bewerber oder die Bewerberin findet die Taufe selbst statt. Meist wird der Kopf des Täuflings dreimal mit Wasser übergossen, in manchen Kirchen gibt es auch ein Taufbecken, in denen der Täufling untertaucht. In der Regel werden in dem Gottesdienst auch die Firmung und die Erstkommunion des oder der Neugetauften gefeiert.
5. Begleitung im Leben als Christ
Auch nach der Taufe sollen die Neugetauften beim weiteren Hineinwachsen in ihr Leben als Christ begleitet werden. Das ist dann insbesondere die Aufgabe der Paten – aber auch der ganzen Gemeinde.