Mainzer Oberhirte sieht kein einfaches Rezept gegen Kirchenaustritte

Bischof Kohlgraf: Nur Populisten haben einfache Antworten

Veröffentlicht am 18.04.2025 um 11:08 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Mainz ‐ Viele Institutionen kämpfen mit schwindenden Bindekräften, auch die Kirchen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf setzt auf eine einladende Kirche. Und er blickt entspannt auf die aktuelle Debatte zur möglichen Streichung eines Feiertags.

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Für die Kirchen kann es nach Einschätzung des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf kein einfaches Rezept gegen Kirchenaustritte und sinkende Religiosität geben. "Die einfache Lösung gibt es nicht. Ich glaube, dann wäre ich auf der Seite der Populisten. Das ist deren Konzept, dass es für komplizierte Fragen einfache Lösungen gibt", sagte Kohlgraf am Karfreitag im Radioprogramm RPR1. Wichtig sei aber eine klare, einladende Kommunikation der christlichen Botschaft. Insgesamt beobachtet der Bischof schwindende Bindungskräfte zu vielen gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen nicht nur zur Kirche. "Die Fäden werden dünner. Viele, denen etwas nicht passt, sind sofort raus, und da weiß ich nicht, ob das die beste Lösung ist", sagte Kohlgraf. "Verändern kann ich nur etwas, wenn ich dabei bleibe."

In der Debatte um eine mögliche Streichung eines gesetzlichen Feiertags zeigte sich der Mainzer Bischof entspannt: "In den ersten Jahrhunderten der Kirche waren die großen christlichen Feiertage auch keine staatlichen Feiertage. Christen haben dann gearbeitet." Zugleich forderte Kohlgraf, gesamtgesellschaftliche Pausen nicht zu unterschätzen. Es brauche Feiertage, an denen der Mensch "einmal nicht nach Nutzen und Zweck bewertet wird, sondern wo er einfach seine Zeit genießen kann", sagte der Mainzer Bischof. "Das ist für das Menschsein wahrscheinlich genauso wichtig, wie gutes Arbeiten." (KNA)