Bundestagspräsidentin bekräftigt ihre Kritik

Klöckner: Menschen brauchen keine NGO-Kirchen

Veröffentlicht am 21.04.2025 um 09:38 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Berlin ‐ Das politische Mitreden der Kirchen ist für viele ein Ärgernis. Zu Ostern erneuert Bundestagspräsidentin Julia Klöckner ihre Kritik: Die Kirchen sollten die grundsätzlichen Fragen des Lebens im Blick behalten – sonst würden sie "leider austauschbar".

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Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat die Kirche in Deutschland an Ostern dazu aufgerufen, die Seelsorge der Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, statt sich übertrieben politisch zu engagieren. Der "Bild am Sonntag" sagte die CDU-Politikerin und studierte Theologin Klöckner auf die Frage, warum immer mehr Menschen aus den Kirchen austreten, dass Kirche "nicht immer die Antworten gibt, die die Menschen gerade brauchen".

So hätte die Kirche etwa in der Corona-Zeit "vielleicht noch einen Tick mehr an Stabilität, mehr an Sinnstiftung und Seelenbegleitung geben können". Klöckner bekräftigte, sie glaube, an der einen oder anderen Stelle habe die Kirche "wirklich eine Chance verpasst".

Sie kritisierte zudem eine Tendenz bei den Kirchen, ihre Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen abzugeben "wie eine NGO" und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick zu haben. Dann würden Kirchen "leider auch austauschbar".

"Dafür zahle ich nicht unbedingt Kirchensteuer"

Klöckner sagte: "Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer." Sie glaube, von Kirche erwarteten die Menschen "diese sinnhafte Begleitung, diese Antwort auf Fragen, die ich in meinem Alltag habe, vielleicht auch Trost und Stabilität".

Sie selbst nehme an Ostern über die ganzen Tage an Gottesdiensten teil. "Für mich spielt der Glaube eine wichtige und halt gebende Rolle. Mich hat immer der Leitspruch meines Vaters getragen: 'Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand'

Ähnlich hatte sich Klöckner bereits vor wenigen Wochen im Interview mit dem Kölner "Domradio" geäußert. Sie wünsche sich durchaus eine starke Stimme in der Öffentlichkeit von den Kirchen – wenn es um deren Kernthemen gehe, so Klöckner damals. Wichtig seien die Stimmen der Kirchen in bioethischen Fragen, etwa Abtreibung oder Sterbehilfe. "Da wünsche ich mir von meiner Kirche, dass sie standhaft ist und nicht automatisch schaut, ob es Applaus gibt oder nicht." (mal/KNA)