Kirchenoberhaupt ist am Ostermontag verstorben

"Mutiger Erneuerer": Kirchliche Würdigungen für Papst Franziskus

Veröffentlicht am 21.04.2025 um 11:30 Uhr – Lesedauer: 12 MINUTEN

Nach dem Tod von Papst Franziskus am Montag würdigen Vertreter der Kirche den Pontifex, der seit 2013 auf dem Stuhl Petri saß. Katholisch.de trägt Stimmen von Bischöfen, Verbänden und weiteren zusammen.

  • Teilen:

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat den verstorbenen Papst Franziskus als "mutigen Erneuerer des kirchlichen Auftrags" gewürdigt. "Der von ihm angestoßene Weg einer synodalen Kirche ist und bleibt mit den beiden Generalversammlungen der Weltsynode 2023 und 2024 unumkehrbar", teilte der Limburger Bischof am Ostermontag mit. "In tiefer Trauer verbeugen wir uns vor einem Papst, dem es ein Anliegen war, unter den Menschen zu sein und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen."

Franziskus habe neue Wege des Miteinanders eröffnet, betonte Bätzing. "In der Stunde der Trauer und des Abschieds sind wir dankbar für einen Papst, der uns einen lebendigen Glauben vorgelebt und ein neues Bewusstsein für Barmherzigkeit – auch in der Kirche – vermittelt hat. Papst Franziskus hat als Brückenbauer Menschen zusammengeführt. Voll Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Papst Franziskus, dem Menschenfreund und Menschenfischer."

"Papst Franziskus wurde nicht müde, die Botschaft von der Barmherzigkeit und vom Frieden in möglichst viele Teile der Welt zu tragen", führte Bätzing in einem Nachruf aus und erwähnt etwa Reisen in alle Welt. Zudem habe er im ökumenischen Dialog Feingefühl und persönliche Offenheit gezeigt. "Sein mutiger Drang zur Einheit der Christen war unübersehbar. Eine Vielzahl an Treffen und Gesprächen mit Vertretern unterschiedlicher Gemeinschaften bezeugt dies."

Klare und unmissverständliche Worte

Bätzing erinnerte auch daran, dass Franziskus im politischen Kontext an die Herausforderungen der Migration erinnert habe. "Die Besuche auf Lampedusa und Lesbos haben der Welt das Flüchtlingsdrama vor Augen geführt. Die klaren und unmissverständlichen Worte waren ein besonderes Markenzeichen dieses Papstes, der die Kirche in ihrer politischen und gesellschaftlichen Wahrnehmbarkeit gestärkt hat."

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betonte den Einsatz von Franziskus für Schwache und an den Rand gedrängte. "Sein ständiges waches Mahnen zu sozialer Gerechtigkeit und für die Bewahrung der Schöpfung als unserem ‚gemeinsamen Haus' wird uns ebenso fehlen, wie seine Impulse zu einem synodalen Miteinander in der Kirche und dazu, das Evangelium allen Menschen zu verkünden", so der Erzbischof in einer Bistumsmitteilung. Für seine Erzdiözese sei Franziskus ein wichtiger Impulsgeber gewesen, etwa mit Blick auf den Umgang mit Armen, Obdachlosen und Geflüchteten.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte den gestorbenen Papst Franziskus als einen wegweisenden Papst, mutigen Denker und überzeugenden Botschafter der Barmherzigkeit Gottes. Franziskus habe wichtige Impulse für einen lebendigen Glauben und zur Erneuerung der Kirche gegeben, sagte Marx. "Sein Vermächtnis wird bleiben und uns weiter herausfordern." Der Münchner Kardinal erinnerte daran, dass dieser Papst wie sein Namensgeber immer die Sorge um die Armen und Schwachen, die Menschen an den Rändern der Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt habe. In seinen Lehrschreiben habe er betont, dass soziale und Umweltfragen gemeinsam beantwortet werden müssten. Damit habe er einen Akzent gesetzt, der weit über sein eigenes Leben hinausreichen werde.

„Sein Vermächtnis wird bleiben und uns weiter herausfordern.“

—  Zitat: Reinhard Marx

Der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, betonte seine Verbundenheit mit dem verstorbenen Kirchenoberhaupt. "Er war ein tiefgläubiger Mensch, der nicht nur mir, sondern Millionen von Menschen weltweit ein großes Vorbild gewesen ist", so Wilmer. Mit seiner unbändigen Freude für das Evangelium habe der Papst Gläubige jeden Altes weltweit inspiriert und elektrisiert. Wilmer bezeichnete den Papst als Weltbürger und weltweit bedeutende Persönlichkeit: "Sein Einsatz für Nächstenliebe, Frieden und Verständigung sowie gegen Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt war unermüdlich." Franziskus sei eine global wichtige Stimme für Menschen in Armut und Bedrängnis gewesen. Zudem habe er wie kein anderer die Aufmerksamkeit der Welt auf die Not Geflüchteter gelenkt und mit seiner Umweltenzyklika "Laudato si" über die Grenzen der Kirche hinaus große Beachtung gefunden.

Der Rottenburger Bischof Klaus Krämer verwies auf die Akzente des Franziskus-Pontifikats. "In den zwölf Jahren seines Pontifikats hat Papst Franziskus starke Akzente gesetzt, die noch lange weiterwirken werden", erklärte Krämer. Vom ersten Tag an habe Franziskus einen "neuen Stil in der konkreten Ausübung des Papstamtes geprägt". Als "guter Hirte der Kirche" habe er unermüdlich "bis zum letzten Tag" gewirkt. Zudem sei Franziskus "einer der wichtigsten Anwälte für Menschen auf der Flucht" gewesen. Er habe ihr Schicksal immer wieder in den Mittelpunkt der weltweiten öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf nannte den Tod des Papstes einen einschneidenden und traurigen Moment. Er sei aber auch dankbar. "Er wollte eine synodale Kirche, die sich, wenn es sein muss, verbeult zeigt und durchaus einem Feldlazarett gleicht, in dem für Menschen in ihrer Gebrochenheit oder sozialen Notlage gesorgt wird. Migration, Kapitalismuskritik und Einsatz für Frieden waren für ihn keine Randthemen", so Kohlgraf in einem Nachruf. Er sei ein "motivierender Mensch" gewesen.

"Papst der Seelsorge"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck nannte Franziskus einen "Papst der Seelsorge". Für ihn sei "sein Dienst ein Dienst der Nähe zu den Menschen, seinen Sorgen und Nöten in Zeiten der 'Globalisierung der Gleichgültigkeit', wie er es nannte", so Overbeck in einer Bistumsmitteilung. Gerade in der Solidarität mit allen Menschen habe Papst Franziskus die Sendung der Kirche verstanden. "Ihm ging es um eine Utopie der Geschwisterlichkeit, ein Zusammenleben aller Menschen unabhängig von Kultur, Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder Nationalität."

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch ging auf den persönlichen Umgang des Papstes ein. Er sei "ein von der Frohen Botschaft wahrhaft durchdrungener Mensch" gewesen, "als Priester und als Bischof", erklärte Koch. Der Papst sei einer gewesen, der "alle Menschen im Blick behielt, einen jeden und eine jede mit den ganz unterschiedlichen Problemen, Charismen und Sichtweisen". Besonders beeindruckt hätten ihn seine Gedanken zur Familie, so Koch: "Papst Franziskus gab der Kirche und der Welt eine Botschaft, die das Besondere, Schöne und Frohmachende in Ehe und Familie bezeugt."

Der Augsburger Bischof Bertram Meier würdigte Franziskus als jemanden, der mutig vorangegangen sei und wichtige Impulse gesetzt habe. ". Wie Franz von Assisi hat er alles getan, um die Kirche geistlich aufzubauen. Besonders seine Sorge für die Armen und die Menschen am Rande gehören zu seinem Testament", so Meier in einer Stellungnahme. Auch die Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz für globale Gerechtigkeit seien Herzensanliegen von ihm gewesen. "Bei allen Aktivitäten ging es Papst Franziskus darum, als Nachfolger Petri den Glauben unversehrt zu bewahren und zu bekennen. Sein ganzes Wirken war ein Bekenntnis zum Namen Jesu."

IHS
Bild: ©KNA/Severina Bartonitschek

Franziskus war der erste Jesuit, der jemals Papst wurde.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger erklärte: "Er wurde zu einem Wächter der universalen Menschenrechte, des Friedens und der menschlichen Freiheit." Bei vielen Menschen habe Franziskus "aufgrund seines Auftretens große Hoffnungen geweckt" – mit seinem "hingebungsvollen Einsatz für die Würde aller Menschen und für den Frieden", so Burger weiter. Dies sei beim Segen "Urbi et orbi", den Franziskus am Ostersonntag persönlich sprach, nochmals deutlich geworden. "Es ist ein Vermächtnis an uns alle", betonte der Freiburger Erzbischof.

Zum Tod von Papst Franziskus betonte Paderborns Erzbischof Udo Markus Bentz vor allem dessen Herzenswärme, Bescheidenheit und Freundlichkeit. Damit habe er allen Menschen und der gesamten Schöpfung überzeugend Gottes Barmherzigkeit vermittelt. Das Bild, wie Franziskus am Ostersonntag vom Petersdom aus mit letzter Kraft den Segen "Urbi et orbi" spendete, habe der ganzen Welt gegolten, erklärte Bentz in seinem Nachruf. Papst Franziskus habe viel frischen Geist und damit Aufbruch und Erneuerung in die katholische Kirche und in die Welt hineingetragen.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser sieht die Synodalität als das Vermächtnis des Papstes: "In allem verlangte dieser Papst von seiner Kirche, das sie über sich selbst hinausgeht. Und ihren Weg synodal findet: Getaufte und Geweihte, Starke und an den Rand Gedrängte, Nord- und Südhalbkugel in immer neuem aufeinander Hören und gemeinsam Gehen!", so Dieser in einer Stellungnahme. "Alle diese Impulse werden sich weiter entfalten und mit der Hilfe des Heiligen Geiste die Kirche in einer sich verändernden Weltepoche glaubwürdig und katholisch erkennbar gestalten."

Dinge beim Namen genannt

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat den verstorbenen Papst Franziskus als Mutmacher und Erneuerer gewürdigt. "Inmitten aller Verwerfungen und Nöte unserer Zeit hat er sich nicht lähmen lassen, sondern immer wieder die Dinge beim Namen genannt und versucht, das Evangelium menschennah und mutmachend, unkonventionell und leidenschaftlich zu verkünden", erklärte er. "Er war Seelsorger durch und durch, vielen dadurch sogar unbequem, kein Ideologe oder Funktionär."

Laut dem Würzburger Bischof Franz Jung habe Franziskus wie kaum ein anderer Papst der jüngeren Zeit mit seiner unkonventionellen Art der Kirche viele Anstöße zur Weiterentwicklung und geistlichen Erneuerung gegeben. "Ganz im Sinne seines großen Namenspatrons wollte er die Kirche von aller Selbstbezüglichkeit befreien. Fest gegründet im Glauben sollte sie vielmehr im Geist des heiligen Franziskus 'an die Ränder gehen', um Christus in den Armen dieser Welt zu begegnen", so Jung in einer Bistumsmitteilung. Als Mahner sei er zudem nicht müde geworden, "im franziskanischen Geist daran zu erinnern, dass alle Menschen in Christus Schwestern und Brüder seien".

Bambergs Erzbischof Herwig Gössl erklärte, "mit der ganzen Welt nehmen wir Anteil am Tod des Heiligen Vaters". Man sei voller Trauer, aber auch voll Dankbarkeit für das Wirken dieses aufopferungsvollen und guten Hirten. "Möge der Herr, dem der Verstorbene so hingebungsvoll und treu gedient hat, ihm nun die Erfüllung seiner Hoffnung schenken: das ewige Leben in Gottes Reich."Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier zeigte sich dankbar für Papst Franziskus. "Wir danken Gott dafür, dass er uns mit Papst Franziskus einen Heiligen Vater geschenkt hat, der in seinem zwölfjährigen Pontifikat die katholische Kirche auf eine ganz eigene, leuchtende Art geprägt hat", erklärte Meier. Franziskus habe mit seinem schlichten Lebensstil und seiner lebensnahen Sprache deutlich gemacht, dass nur eine einfache Kirche Gottes Heilsbotschaft glaubwürdig vermitteln könne, so Meier. "Die grenzenlose Liebe ist die Quelle der Hoffnung, die Papst Franziskus in vielfältiger Weise verkündet und mit klaren, manchmal auch überraschenden Gesten zum Ausdruck gebracht hat."

Hände mit Bild von Papst Franziskus
Bild: ©KNA/Cristian Gennari/Romano Siciliani

Papst Franziskus ist am Ostermontag verstorben.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße bezeichnete den Verstorbenen als großen Brückenbauer, den die Kirche nun verliere. "Eine 'verbeulte Kirche', eine 'Kirche an den Rändern' war ihm wichtiger, als eine Kirche, die ihre Heiligkeit vor sich herträgt", so Heße in einer Mitteilung. "Aus der Freude des Evangeliums lebt die Kirche, nicht aus der Sattheit an ihrer selbst, hat er gemahnt. Es ist eine besondere Zeit, die nun zu Ende gegangen ist." Er sei Franziskus sehr dankbar – auch weil er ihn zum Erzbischof ernannt hatte. 

Laut dem Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann habe sich das Gesicht der Kirche im Pontifikat von Franziskus tiefgreifend verändert. "Vom ersten Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom und zum Hirten der Gesamtkirche hat er sich – mit aufrüttelnden Worten und durch eindrückliche Gesten – für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche eingesetzt", so Wiesemann in einem Brief an alle Pfarreien und Bistumsmitarbeitenden. "In seiner Verkündigung und noch mehr in der unmittelbaren Begegnung mit Menschen – auch und gerade mit denen, deren Lebensentwürfe nicht in allem dem christlichen Ideal entsprechen –, ging es Papst Franziskus stets darum, etwas von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu allen Menschen aufscheinen zu lassen." Franziskus habe den synodalen Charakter der Kirche gestärkt, das ökumenische Miteinander mit anderen Kirchen vertieft, manche Entscheidungswege dezentralisiert und die Rolle der Frauen aufgewertet.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sprach von einem historischen Einschnitt durch den Tod des Papstes. "Zum ersten Mal wurde ein Papst gewählt, der nicht aus Europa stammt. Er hat die Perspektive und die Glaubenserfahrung der großen lebendigen Kirche Südamerikas in die Weltkirche eingebracht", so Neymeyr in einer Stellungnahme. "Er war klug und behutsam in seinem stetigen Bemühen, die Leitung der Weltkirche entsprechend den Anforderungen der Zeit weiterzuentwickeln." Er sei ihm besonders dankbar für seinen Hinweis, dass die Sakramente nicht Belohnung für die Gerechten seien, sondern Heilmittel für die Sünder.

Seelsorger, Menschenfreund und Brückenbauer

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt würdigte Elan und Zugewandtheit des verstorbenen Papstes. "Mit Franziskus hat ein Südamerikaner insbesondere der etwas müde gewordenen Kirche in Europa gezeigt, dass wir ohne Freude am Christsein kaum ansteckend und überzeugend sein werden", erklärte er. "Seine unkomplizierte und den Menschen zugewandte Art hat vielen imponiert."

Der Diözesanadministrator des Bistums Münster, Antonius Hamers, nannte Franziskus einen Seelsorger, Menschenfreund und Brückenbauer. "Papst Franziskus wollte und prägte eine synodale Kirche, die von allen Gläubigen in geteilter Verantwortung getragen wird. Mit großer Eindeutigkeit hat er sich für die Bewahrung der Schöpfung sowie für ein Ende von Krieg, Terror und Gewalt eingesetzt", sagte Hamers laut einer Mitteilung. Im Bistum Münster blicke man in großer Dankbarkeit und mit tiefem Respekt auf die Lebensleistung des Kirchenoberhaupts.

Diese Videodatei kann nicht abgespielt werden.(Fehlercode: 102630)

Ein Wort scheint bei den aktuellen Reformdiskussionen in der Kirche in aller Munde zu sein: Synodalität. Aber was bedeutet Synodalität und wie kann sie gelebt werden?

Audio: © Brüwer, CHristoph

Der emeritierte Münsteraner Bischof Felix Genn betonte in einer Stellungnahme besonders den Einsatz des Papstes für eine synodale Kirche. "Das ist sein Vermächtnis, denn nach der Weltsynode vom vergangenen Oktober hat er festgelegt, dass das Schlussdokument der Weltsynode bis 2028 auf lokaler, nationaler und kontinentaler Ebene evaluiert und umgesetzt werden soll." Er habe gespürt, dass Synodalität "das ist, was unsere Kirche heute und in naher Zukunft braucht", so Genn.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hob den persönlichen Lebensstil des Papstes hervor. "Er legte keinen Wert auf Besitz, lebte beispielsweise im Gästehaus statt in den päpstlichen Gemächern des Apostolischen Palastes. Sein Wunsch war stets, außerhalb des Vatikans beerdigt zu werden", so Hanke in einer Mitteilung. "Ich erinnere mich an die letzte Audienz bei ihm. Da ging es um eine praktische Frage. Da hat er gleich seinen Sekretär herbeigewunken, sein Handy erbeten, die entsprechende Dienststelle angerufen – und in meiner Gegenwart die Dinge abgeklärt. Also das ist ein wirklich kurzer Dienstweg gewesen. So etwas hatte ich in Rom bisher nicht erlebt."

Mit Papst Franziskus verliert die katholische Kirche nach Ansicht des Dresdner Bischofs Heinrich Timmerevers einen besonnenen Reformer. "Wollte man ein Bild bemühen, dann hat Franziskus im Weinberg des Herrn den Boden gelockert, ihn von manchem Unkraut befreit und vieles bereitet, damit Neues erwachsen kann. Ich bin überzeugt, dass wir die Früchte seines Wirkens erst in einigen Jahren wirklich erfassen werden", erklärte er. Während vielleicht deutsche und mitteleuropäische Reform-Hoffnungen nicht unmittelbar erfüllt worden seien, so Timmerevers, habe Papst Franziskus für die Weltkirche mit einem stark veränderten Fokus "auf die Ränder", mit Ernennungen sowie mit einer "Stärkung des synodalen Prinzips der Kirche" fundamentale Weichenstellungen vorgenommen.

Dauerhafte Verpflichtung

Die Deutsche Ordensobernkonferenz hob vor allem das Verhältnis des verstorbenen Papstes zu den Orden hervor. "Papst Franziskus hat die Ordensgemeinschaften immer wieder aufgerufen, nicht sich selbst zu genügen, sondern sich an die Peripherien zu wagen, sich auf diese konkrete Welt einzulassen. Dieses Anliegen bleibt uns dauerhafte Verpflichtung", so der Vorsitzende Andreas Murk in einer Mitteilung. Papst Franziskus war der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Mit eindringlichen Worten habe er vor einer verweltlichten Ordensmentalität gemahnt und die Gemeinschaften ermahnt, nicht in Resignation oder Bequemlichkeit zu verfallen. Seine Mahnungen seien oft unbequem, stets jedoch von tiefer Liebe zum Ordensleben geprägt gewesen.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) würdigte Papst Franziskus als einen Beweger von Welt und Menschen. Seine programmatische Namenswahl habe die Hoffnungen zahlreicher Gläubiger weltweit beflügelt, so Präsidentin Irme Stetter-Karp, "in einer neuen Kirche in einer neuen Zeit aufzuwachen". "Doch diese Hoffnung hat sich noch nicht erfüllt. Papst Franziskus hat die Türen zu Veränderungen weit aufgestoßen. Hindurchgehen müssen jetzt wir alle."

Bild: ©KNA/Alessandra Benedetti/Vatican Pool

Papst Franziskus hatte erst im Dezember das Heilige Jahr der Barmherzigkeit eröffnet.

Der Deutsche Caritasverband würdigte das besondere Engagement des verstorbenen Papst Franziskus für Flüchtlinge, Arme und Ausgegrenzte. Seine Amtszeit sei geprägt gewesen von einer "unbedingten Zuwendung" zu den Menschen am Rande der Gesellschaft, erklärte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. "Franziskus holte sie in die Mitte, machte die gesellschaftliche Peripherie zum Zentrum seines Denkens und Handelns." Der Papst war am Morgen im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung gestorben. "Papst Franziskus war ein Mann, bei dem Regeln und Formalitäten in den Hintergrund rückten, um die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen."

Das Bonifatiuswerk nannte Franziskus einen unkonventionellen Papst. "In persönlichen Begegnungen habe ich wahrgenommen, dass für ihn die Barmherzigkeit gegenüber den Menschen als Grundauftrag der Kirche im Vordergrund stand", so Generalsekretär Georg Austen in einer Mitteilung. "Er hat uns dazu aufgefordert, an die Ränder zu gehen. Er hat uns gesagt, dass ihm eine verbeulte Kirche, die den Menschen dient, lieber ist als eine aalglatte Kirche. Er hat uns deutlich gemacht, wie wir als Weltkirche agieren und handeln sollen, hat dabei aber auch den Ortskirchen im jesuitischen Geist Freiräume gelassen."

Die Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch" würdigte Franziskus als jemanden, der angetrieben von der weltweiten Bewegung der Opfer von Missbrauch die Türen zu einer notwendigen Reform von Lehre und Praxis der Kirche einen Spalt geöffnet, sagte deren Sprecher Matthias Katsch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Ostermontag in Berlin. "Andere werden hindurch gehen müssen."

Unermüdlicher Einsatz

Das Internationale Katholische Hilfswerk missio Aachen trauert um Papst Franziskus. "Als erster Papst aus dem globalen Süden hat sich Franziskus unermüdlich für die Armen und Ausgegrenzten eingesetzt. Mit seinen Botschaften und Reisen hat er ihnen Stimme und Hoffnung gegeben", erklärte missio-Präsident Dirk Bingener am Montag in Aachen. "Für uns ist sein Auftrag einer Globalisierung der Nächstenliebe das bleibende Vermächtnis seines Pontifikats." Bingener würdigte auch in seiner Funktion als Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" den Papst: "Papst Franziskus hat das Engagement der Sternsinger in Deutschland und weltweit hoch geschätzt und unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar", gab er in einer Mitteilung an. "Franziskus wird als Papst in Erinnerung bleiben, der sich stets für die Armen, für den Frieden in der Welt und die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt hat."

Das Hilfswerk Misereor erinnerte an die Sorge Franziskus' für ein würdiges Leben aller Menschen. "Er war der Papst, der theologisch und politisch Themen wie Armutsbekämpfung, Bewahrung der Schöpfung, Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit inhaltlich eine besondere Relevanz gegeben hat", so Hauptgeschäftsführer Andreas Frick in einer Mitteilung. Er habe immer für eine Anerkennung des Schicksals von Geflüchteten sowie für eine menschenwürdige und empathische Politik und Haltung ihnen gegenüber geworben. "Unter seiner Führung wurde das Thema im Vatikan strukturell verankert und auch nach außen politisch vertreten."

Die Päpstliche Stiftung "Kirche in Not" betonte das soziale Wirken des Pontifex. "Papst Franziskus war der Pontifex für die Menschen an den Rändern der Gesellschaft sowie ein unermüdlicher Kämpfer für Religionsfreiheit und bedrängte Christen", sagte die Geschäftsführende Präsidentin Regina Lynch in einer Mitteilung. "So behalten wir ihn in Erinnerung und vertrauen darauf, für unser Werk nun einen weiteren Fürsprecher im Himmel zu haben."

Bild: ©katholisch.de/cph

Franziskus war seit 2013 Oberhaupt der Kirche.

Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Martin Maier, nannte den Tod von Papst Franziskus einen Verlust für Kirche und Welt, vor allem aber für die Armen. "Papst Franziskus hat sich geradezu als pastoraler Streetworker kompromisslos für Flüchtlinge eingesetzt, Gefangenen die Füße gewaschen, ist auf Kranke zugegangen und hat so strukturell die Option für die Armen wieder zum Maßstab kirchlichen Handelns erhoben", so Maier in einer Mitteilung. Franziskus habe die Kirche in seinem Pontifikat wieder zu einem weltweit geschätzten und vielbeachteten Global Player gemacht.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sprach von einem Pontifikat, das von einer Hinwendung zu Menschen am Rande der Gesellschaft geprägt gewesen sei. "Sein Einsatz für internationale Gerechtigkeit und seine Botschaft von Barmherzigkeit und Hoffnung haben viele Menschen inspiriert, sich aus ihrem Glauben heraus für Veränderungen in unserer Welt zu engagieren", teilte der Verband in einer Stellungnahme mit. Bundesvorsitzender Gregor Podschun dankte Franziskus, "dass er Reformen angestoßen hat, insbesondere in der Jugend- und Weltsynode. Wir erwarten von seinem Nachfolger, dass er systemische Reformen angeht und noch mutiger die notwendigen Schritte unternimmt". Besonders beim Umgang mit Missbrauch und in Sachen Geschlechtergerechtigkeit liege noch "einiges an Weg" vor der Kirche.

Auch die Reformgruppe "Wir sind Kirche" trauert um den verstorbenen Pontifex. "Sein kraftvolles Glaubenszeugnis wird weiterwirken in die römisch-katholische Kirche und darüber hinaus in alle Kirchen und christlichen Gemeinden, ja in die ganze Weltgemeinschaft", teilte das Bündnis mit. "Sein Reformkurs muss von seinem Nachfolger und von uns allen noch viel intensiver fortgeführt werden."

Enormes Erbe

Der Papst-Vertraute und Jesuit Antonio Spadaro sprach von einem enormen Erbe, dass Franziskus der Kirche auf einem völlig offenen Weg hinterlasse. "Ein Pontifikat mit vielen Früchten, aber auch mit vielen Samen. Dass er am Ostersonntag diese Erde verlässt, ist ein starkes Zeichen, das in unseren Herzen bleibt", so Spadaro auf der Plattform "X". Das Generalsekretariat der Weltsynode drückte tiefe Trauer und tiefe Dankbarkeit für den verstorbenen Pontifex aus. Franziskus sei "ein unermüdlicher Hirte" gewesen", "der die Kirche mit Demut, Mut und einem für alle offenen Herzen" geführt habe, hieß es auf der Plattform "X".

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, würdigte den Einsatz des verstorbenen Papstes Franziskus für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit. Die Hamburger Bischöfin würdigte Franziskus am Ostermontag als einen "geistlich von Hoffnung tief durchdrungenen Papst, der sich zugleich auf berührende Gesten verstand, um auf das Elend in der Welt aufmerksam zu machen".

Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte vor allem das Engagement des verstorbenen Papstes Franziskus für Geflüchtete und Schutzbedürftige. Damit, und auch mit seinem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, sei er "ein wahrer Zeuge der Liebe Christi gewesen", sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sein Zeugnis inspiriere den Weltkirchenrat, die Arbeit "für Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit fortzusetzen". Bedford-Strohm sagte, der Tod des Papstes sei für ihn trotz dessen Erkrankung überraschend gekommen: "Ich bin sehr traurig." Mit seinem Tod sei "ein großes Pontifikat" zu Ende gegangen. Papst Franziskus habe nicht nur die Kirche, sondern auch die Welt verändert. (cph/KNA/epd)

Stimmen werden laufend ergänzt.