Papst Franziskus besucht Optiker in Rom

Ein Mann mit Weitblick

Veröffentlicht am 04.09.2015 um 12:30 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Buntes

Rom ‐ Beim Optiker zweimal hinschauen: Das mussten am Donnerstagabend Touristen und Passanten in Rom. Denn in dem Geschäft stand Papst Franziskus und ließ sich eine Brille anpassen. Bilder und ein Video der Szene erfreuen seitdem die Welt.

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Eine neue Brille für Franziskus wird es dennoch nicht geben. "Ich brauche kein neues Gestell, sondern nur neue Gläser," habe das Kirchenoberhaupt zu ihm gesagt, berichtete im Anschluss der Eigentümer Alessandro Spiezia. Eigentlich war geplant, dass der Optiker für diese Angelegenheit in den Vatikan kommt. "Aber der Papst sagte seinem Sekretär: 'Ich will nicht, dass Spiezia hierher kommt, ich gehe in die Via del Babuino'", berichtete er der Nachrichtenagentur AP.

Im Vatikan war am Donnerstag viel los. Die Polizei zeigte eine erhöhte Präsenz, weil der israelische Staatspräsidente Reuven Rivlin das Kirchenoberhaupt besuchte. Auch Daniel Söhe schaffte deswegen mit seinem Vater nicht den geplanten Aufstieg auf die Kuppel des Petersdoms. Nach einigen Stunden des Wartens gaben sie auf – nur um den Papst später unverhofft zu treffen.

"Ich möchte nicht viel Geld ausgeben"

In der Abenddämmerung fuhr Franziskus mit seinem Ford Focus vor das Geschäft, begleitet von seinem Bodydguard und Polizisten in zivil. "Ich möchte nicht viel Geld ausgeben," habe er dem Optiker seines Vertrauens gesagt, dann aber darauf bestanden, die Arbeit Spiezias korrekt zu bezahlen. Knapp 40 Minuten war er da und bekam noch eine Augenuntersuchung.

Video: © Normaa Cook/youtube.com

Das blieb natürlich nicht unentdeckt: Franziskus kauft sich eine Brille bei einem Optiker in Rom.

Die Brille, die Papst Franziskus derzeit trägt, stammt von Alessandro Spiezia und seinem Sohn Luca. Zu dem Auftrag kam der Optiker im Spätsommer 2013. Der befreundete Argentinier Guillermo Karcher, ein Prälat aus dem vatikanischen Staatssekretariat, habe um die Reparatur einer Brille gebeten, berichtete Spiezia bereits im April der Illustrierten "Mein Papst". Da das Kunststoffgestell aus Zelluloid von geringem Wert war und eine Reparatur des kaputten Bügels nicht lohnte, bot der Augenoptiker an, Franziskus eine neue Brille zu schenken.

Da der Papst darauf bestanden habe, seine alte Brille zu behalten, reparierte Spiezia sie und fertigte zusätzlich eine Neue an. Zunächst trug Franziskus das reparierte Gestell, doch nach einigen Monaten stellte der Optiker freudig fest, dass der Papst bei der Generalaudienz die neue Brille aufsetzte: "Das war eine sehr schöne Überraschung."

Für Franziskus habe er bei der teilrandlosen Brille auf das teurere Titan verzichtet und ein günstigeres Metall verwendet. Dennoch: Der Papst sei vom geringen Gewicht des neuen Gestells sehr angetan, weiß Spiezia zu berichten. Für einen 78-Jährigen sehe Franziskus nicht schlecht, könne bei gutem Licht auch ohne Brille lesen. Spiezia verrät auch, welche Sehschwäche der Papst hat: Eine Altersweitsicht und eine angeborene Weitsichtigkeit – also ein Mann mit Weitblick.

Von Agathe Lukassek