Begleitet von lauten Protesten in Münster

Zwischen Weihrauch und Megafon: US-Bischof Barron ausgezeichnet

Veröffentlicht am 27.07.2025 um 17:23 Uhr – Von Nikolas Ender (KNA) – Lesedauer: 

Münster ‐ Die einen loben seine missionarische Arbeit, andere werfen ihm Rechtspopulismus vor: US-Bischof Robert Barron. In Münster hat er jetzt einen Preis empfangen. Dabei stießen unterschiedliche katholische Weltanschauungen aufeinander.

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Die Messe beginnt gerade, als im Hintergrund Rufe zu hören sind, von außerhalb der Kirchenmauern. "Keinen Platz für Ausgrenzung", ist zu hören, bald übertönt von Orgelmusik. Rund um die Überwasserkirche in Münster stoßen am Sonntag unterschiedliche katholische Weltanschauungen aufeinander. Der Konflikt schaukelte sich in den vergangenen Wochen hoch. Er entzündete sich an der Entscheidung der Josef-Pieper-Stiftung, ihren alle fünf Jahre verliehenen Preis an den US-Bischof Robert Barron zu vergeben.

Barron ist ein Medienprediger aus dem US-Bundestaat Minnesota. Über die Sozialen Plattformen erreicht er ein Millionenpublikum. In seiner Kampagne "Word on Fire" spricht er unter anderem mit Politikern über religiöse und politische Fragen der Zeit. Im Juni führte Barron etwa ein Interview mit dem US-Politiker Tom Suozzi, der für die Demokraten den Bundesstaat New York im Repräsentantenhaus vertritt.

"Konstruktiver Dialog über Religion"

Über die Art, wie er Debatten über Religion im Internet führen will, schreibt Barron in seinem Buch "Streiten wir für Religion. Glauben in der digitalen Welt", das 2023 im Herder-Verlag erschien: "Deshalb empfehle ich als notwendige Voraussetzung für einen konstruktiven Dialog über Religion, dass alle Teilnehmer ihr Ego beiseiteschieben und einander zuhören, um den Standpunkt oder die Sichtweise des anderen wirklich zu verstehen."

Doch das – ein konstruktiver Austausch zwischen Gegnern und Unterstützern der Preisverleihung – scheint in Münster nicht zu gelingen. Einige Pressevertreter erhalten keinen Zugang zur Preisverleihung. Vor der Überwasserkirche, in der Weihrauch zum Himmel steigt, demonstrieren Kritiker von Barron mit Megafon. Sie werfen ihm eine Nähe zu Rechtspopulisten wie dem US-Präsidenten Donald Trump vor. Unbekannte besprühten vorab die Fassade der Kirche mit Graffitis: "Fuck Trump" (zu deutsch: "scheiß auf Trump").

Preisverleihung des Josef-Pieper-Preises an Robert Barron
Bild: ©KNA/Nicolas Ender

Die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an ihn sorgte für Diskussionen: Bischof Robert Barron von Winona Rochester (2.v.r.). Außerdem im Bild: Manfred Gerwing (v.l.n.r.) im Vorstand der Josef-Pieper-Stifung; Berthold Wald, Leiter der Josef-Pieper-Arbeitsstelle; Stefan Oster, Bischof von Passau; und Hanns-Gregor Nissing, Mitglied des Vorstandes der Josef-Pieper-Stiftung Münster.

Zu den Gegnern zählen etwa der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, der Kommunalverband der Grünen, die Vertretung der katholischen Laien im Bistum Münster und die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche. Barron bezeichne Abtreibung und assistierten Suizid als "Kultur des Todes" und nutze sein Amt zur Verbreitung queerfeindlicher Positionen, heißt es in einem offenen Brief an die Josef-Pieper-Stiftung. Zu der Kritik wollte sich die Stiftung auf Nachfrage nicht äußern.

Katholische Theologen der Universität Münster kritisierten, Barron stehe für Ausgrenzung und für eine Theologie, die einer Freund-Feind-Logik folge. Die katholische Glaubenstradition sei aber vielfältig.

Ästhetik und Reichweite

Demgegenüber stehen die Unterstützer Barrons, darunter der Passauer Bischof Stefan Oster, ein langjähriger Freund des Medienpredigers, und der Verein der katholischen Lehrerinnen. Sie loben die große Reichweite des US-Bischofs, dem es durch eine ästhetisch ansprechende Arbeit in den Sozialen Medien gelinge, Menschen zu erreichen, die keine Berührungspunkte zum katholischen Glauben haben oder sich von der Kirche abgewendet haben.

Mit Blick auf die Kritiker sagt Bischof Oster: "Wenn ich höre, wie manche Stimmen in unserem Land versuchen, ihn reflexartig als rechts oder als Anhänger Trumps zu diffamieren, dann erzählt eine solche Einordnung, die in aller Regel sehr schnell geschieht, viel mehr über die urteilende Person und oft genug auch über das System Kirche und ihre medialen Prozesse in unserem Land als über die beurteilte Person selbst."

Die Preisverleihung schließt mit einem klassischen Klavierstück ab. So sanft die Musik, so verhärtet scheinen die Fronten zwischen den Unterstützern und Gegnern Barrons. Wie ein konstruktiver Dialog über Religion gelingen kann, scheint ungeklärt zu sein.

Von Nikolas Ender (KNA)