Standpunkt

Kirchen können mit der Friedensbotschaft Jesu die Welt anders denken

Veröffentlicht am 08.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Burkhard Hose – Lesedauer: 

Bonn ‐ Je lauter die politischen Kräfte von Krieg reden, desto deutlicher müssten die Kirchen vom Frieden sprechen, kommentiert Burkhard Hose. Er meint, sie tragen mit Jesu Botschaft das Potenzial, Frieden zu riskieren und die Welt anders zu denken.

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Zum 375. Mal begehen die Menschen in Augsburg heute das "Hohe Friedensfest". Es erinnert an eine Regelung aus dem Jahr 1548, die eine paritätische Aufteilung der städtischen Ämter unter katholischen und protestantischen Christen festlegte. 1555 war diese Besonderheit in der Verfassung der Stadt mit dem "Augsburger Religionsfrieden", der unterschiedliche Glaubensbekenntnisse gleichberechtigt behandelte, bereits verbindlich gesichert worden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg knüpfte die Stadt daran an und beging am 8. August 1650 erstmalig das Friedensfest.

Seit 1950 ist dieser Tag städtischer Feiertag. Er wird inzwischen nicht nur von katholischen Christen mitgefeiert, sondern dient der interreligiösen Verständigung und dem friedlichen Zusammenleben aller Menschen. In diesem Jahr steht das Fest unter dem Motto "Frieden riskieren".

Oft genug sind auch in unserer Zeit Religionen Ursprung von Ausgrenzung, Hass und Krieg. In einem Land, das zunehmend von der Logik regiert wird, "kriegstüchtig" sein zu müssen, ist es ein Hoffnungszeichen, dass es zumindest in einer deutschen Stadt einen eigenen Feiertag für Frieden und Vielfalt gibt. An einem solchen Tag ist kritisch zu hinterfragen, warum zwar viele Milliarden öffentlicher Mittel in die Rüstung investiert werden, aber nur wenige Millionen in die Friedensforschung und in die Entwicklung neuer Strategien gewaltloser Konfliktlösungen fließen.

Die christlichen Kirchen wissen aus ihrer Geschichte, wie schnell man der Logik von Ausgrenzung und Gewalt erliegt. Gleichzeitig tragen sie mit der Friedensbotschaft Jesu das Potenzial mit sich, die Welt anders zu denken und Frieden zu riskieren. Je stärker politische Kräfte in unserem Land von Krieg reden und auf die Spaltung der Gesellschaft setzen, desto mehr müssen gerade die christlichen Kirchen vom Frieden sprechen, Friedensinitiativen stärken, Vielfalt fördern und feiern. Dass die katholische Kirche seit dem 8. Mai, dem 80. Jahrestag des Kriegsendes, von einem Papst geleitet wird, der sich den Frieden als zentrales Thema auf die Fahnen geschrieben hat, sollte zusätzlich ermutigen.

Von Burkhard Hose

Der Autor

Burkhard Hose ist Hochschulpfarrer in Würzburg.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.