Fürbitte bei Papstmesse – Paderborner sprach vor einer Million

Christian Schrichten steht vor einem Mikrofon. Vor ihm stehen über eine Millionen Jugendliche und junge Erwachsene. Kamerateams übertragen den Moment und Papst Leo XIV. sitzt nur wenige Meter von ihm entfernt. Der FSJ-ler aus dem Sauerland hielt die deutschsprachige Fürbitte in der Abschlussmesse des Weltjugendtreffens in Rom am 3. August. Wie sich das für den 20-jährigen angefühlt hat und wie der Hype um den Papst auf ihn wirkte, erzählt er im Interview.
Frage: Herr Schrichten, warum waren Sie überhaupt in Rom?
Schrichten: Ich bin zusammen mit 50 anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Erzbistum Paderborn nach Rom gepilgert. Der Papst hatte für die letzte Woche speziell junge Menschen aufgerufen, mit ihm das Heilige Jahr zu feiern. Und das haben wir auch gemacht. Wir sind durch die heilige Pforte gepilgert und haben Menschen aus vielen verschiedenen Ländern getroffen. Das war wirklich schön zu spüren, wie uns der Glaube in dieser Stadt verbunden hat.
Frage: Wie sind Sie dazu gekommen, die Fürbitte bei der großen Abschlussmesse vorzulesen?
Schrichten: Knapp zwei Wochen vor der Romfahrt hat der Jugendpfarrer aus Paderborn mir erzählt, dass der Vatikan noch jemanden für die Fürbitte sucht. Es sollte jemand sein, der unter 30 Jahren, männlich und deutschsprachig ist. Das traf auf mich zu – und Lust hatte ich auf diese Aufgabe auch. Der Rest war Zufall.
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Frage: Wie haben Sie sich vorbereitet?
Schrichten: Einen Tag vor der Messe gab es eine Liturgieprobe. Da habe ich meine Fürbitte zum ersten Mal lesen können. Zusammen mit den anderen Vorlesenden und den Messdienern haben wir auf dem Gelände der Messe den Ablauf geprobt. Abends im Bett habe ich mir die Fürbitte dann gefühlt tausendmal durchgelesen.
Frage: In Ihrer Fürbitte haben Sie vom Teilen und aufeinander achten gesprochen. Hat Sie das inhaltlich angesprochen?
Schrichten: Inhaltlich hat es mich auf jeden Fall abgeholt. Wer bestimmte Privilegien hat oder Dinge geschenkt bekommt, sollte sie mit anderen teilen. Sprachlich fand ich den Text etwas verschachtelt. Ich musste ihn mir mehrmals durchlesen, um wirklich zu verstehen, was ich da vortragen soll.
Frage: Wie war es, die Fürbitte vor so vielen Menschen zu sprechen?
Schrichten: Ich wurde im Laufe der Messe immer nervöser und unkonzentrierter. Die Messe ist ehrlich gesagt total an mir vorbeigezogen. Der Großteil war auch auf Italienisch, das habe ich eh nicht verstanden. In meinem Kopf war nur der Gedanke: Gleich ist der Moment, wo dir so viele Leute zuhören. Ich war dann der letzte von uns fünf Personen, die eine Fürbitte sprachen. Durch die Lautsprecher hat sich meine Stimme auf dem riesigen Platz immer wiederholt – wie ein Echo. Ich habe nur die Berglandschaft am Horizont fokussiert, der Blick in die überwältigende Menschenmenge hätte mich nur noch nervöser gemacht.
Frage: Wie war denn die Atmosphäre in den ersten Reihen?
Schrichten: Das hat sich total surreal angefühlt. Die über eine Millionen Menschen waren alle für den Papst da. Und ich hatte das große Privileg, bei dieser Messe mitzuwirken und so nah am Geschehen zu sein. Wir saßen während der Messe neben der Bühne, direkt hinter den Kardinälen. Das waren immer noch 15 Meter bis zum Altar, doch so nah sind nur wenige.
Beim Abschlussgottesdienst des Jugendjubiläums am 3. August 2025 grüßt Papst Leo XIV. die jubelnden Menschenmassen.
Frage: Wie haben Sie Papst Leo XIV. aus nächster Nähe wahrgenommen?
Schrichten: Mich haben vor allem die Menschenmassen, die der Papst um sich versammelt, beeindruckt. Außerdem hat mich die Ausstrahlung des Papsts überrascht. Er ist zwar nicht so groß, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, aber er strahlt eine unglaubliche Ruhe inmitten des Trubels aus.
Frage: So ein riesiger Gottesdienst zeigt ja den Hype, den es um den Papst gibt. Holt Sie das als junger Gläubiger ab?
Schrichten: Es ist schon verrückt, wie viele Menschen sich um Leo versammeln. Im Endeffekt ist er ja auch nur ein Mensch. Viele Pilger haben sich angestellt, um seine Hand zu schütteln und auch zu küssen. Das war für mich schon ein verrücktes Bild. Ich kenne keine Person, der ich zur Begrüßung die Hand küssen würde. Das war für mich beeindruckend, aber auch befremdlich.
Frage: Was bleibt für Sie nach einer solchen Reise?
Schrichten: In unserer Pilgergruppe aus Paderborn sind einige Freundschaften entstanden, die hoffentlich auch über die Reise hinaus bestehen bleiben. Von meiner Fürbitte wurde ein Video auf der Instagram-Seite des Jugendhauses Hardehausen gepostet, das schon über 5000 Menschen gesehen haben. Viele haben mich gefragt, wie es war, die Fürbitte vorzulesen oder den Papst zu treffen. Ich find das alles etwas verrückt. In meiner Gemeinde habe ich schließlich auch schon oft Fürbitten gesprochen oder die Lesung gehalten – und da hat es auch niemanden interessiert, wie das für mich war. Es waren ja eigentlich nur ein paar Wörter, die ich in Rom vorgelesen habe.