Militärische Ehren für den Mann in Weiß
Bei ihrem Treffen riefen der Papst und Obama die Welt zum gemeinsamen Kampf gegen die Umweltzerstörung auf. "Angesichts der Dringlichkeit bin ich der Überzeugung, dass der Klimawandel ein Problem ist, das nicht länger einer kommenden Generation überlassen werden darf", sagte Franziskus bei seiner Ansprache. Noch bleibe die Zeit für die notwendigen Veränderungen.
Papst: Not der Ausgeschlossenen schreit zum Himmel
Millionen Menschen auf der Welt litten unter einem System, das ihnen keine Beachtung schenke, so der Papst weiter. Die Not dieser Ausgeschlossenen, die nun an die Türen der reichen Gesellschaften pochten, schreie zum Himmel. Die Gesellschaften hätten einen Schuldschein nicht eingelöst, "und es ist jetzt Zeit, dieser Verpflichtung nachzukommen", betonte er mit Verweis auf ein Zitat des Pastors und schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King. Die Amerikaner rief er auf, "das Verwundbare zu schützen" und sich für eine gerechte Entwicklung auf der ganzen Welt einzusetzen.
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Er komme als "Sohn einer Einwandererfamilie" in ein Land, das von solchen Familien aufgebaut wurde, und wolle die Hoffnungen und Träume der US-Amerikaner teilen, sagte Franziskus. Die Katholiken engagierten sich in den USA für eine "absolut tolerante" Gesellschaft. Sie ständen für die Rechte des Einzelnen ein und wiesen jede Form von Diskriminierung zurück.
Als "einen der wertvollsten Schätze Amerikas" bezeichnete der Papst die religiöse Freiheit. Sie gelte es gegen jede Bedrohung und Beeinträchtigung zu schützen. Angesichts seines kommenden Besuchs beim katholischen Weltfamilientreffen in Philadelphia, hob er hervor, auch im Hinblick auf den Schutz von Ehe und Familie lebe die Menschheit in einem kritischen Moment. In seiner Rede vor dem US-Kongress am Donnerstag wolle er dazu ermutigen, "die politische Zukunft der Nation in Treue zu ihren Gründungsprinzipien zu gestalten".
Obama dankt Papst für Engegament bei Annäherung an Kuba
Präsident Obama dankte Franziskus im Namen aller US-Amerikaner für seinen Besuch. Er würdigte den Beitrag der katholischen Kirche für die Entwicklung des Landes und in der ganzen Welt. In seiner Zeit als Sozialarbeiter in Chicago habe er täglich den großen Einsatz katholischer Gemeinden, Priester und Ordensleute für Arme und Notleidende erlebt.
Papst Franziskus bezeichnete er als "lebendiges Beispiel der Lehre Jesu". Seine moralische Autorität beruhe nicht nur auf Worten, sondern auf Taten. "Sie erinnern uns daran, dass die 'mächtigste Botschaft des Herrn' die Barmherzigkeit ist". Franziskus verdeutliche, dass das Maß eines Menschen vor Gott nicht von Macht und Reichtum abhänge, sondern vom Einsatz für Arme und Ausgegrenzte gemäß dem Evangelium.
Obama würdigte auch die Appelle des Papstes an die "heilige Pflicht, unseren Planeten zu schützen". Die USA unterstützten Franziskus' Forderung an die Führer der Welt, gemeinsam gegen den Klimawandel vorzugehen. Der Präsident dankte dem Papst besonders für dessen Engagement bei der Annäherung zwischen Kuba und den USA. Dieser Beitrag habe einen "unschätzbaren Wert", auch für die Schaffung eines besseren Lebens für die Kubaner.
US-Außenminister John Kerry hatte Papst Franziskus als wichtigen Partner seines in der Weltpolitik gewürdigt. Sein Land werde den Papst bei wichtigen politischen Zukunftsfragen wie der Flüchtlingskrise, dem Klimawandel, dem interreligiösen Dialog und dem Kampf gegen Menschenhandel konsultieren, versicherte der Außenminister im Interview mit Radio Vatikan.
Franziskus fuhr im Weißen Haus in dem Fiat 500L vor, den er bereits am Vorabend zur Fahrt vom Flughafen in die Stadt benutzt hatte. Zuletzt hatten sich Papst und Präsident bei einem Besuch Obamas im März 2014 im Vatikan gesehen.
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Im Anschluss an das Treffen traf der Papst erstmals mit den rund 400 katholischen US-Bischöfen zusammen. Die Begegnung am Mittwoch fand als Mittagsgebet in der Kathedrale von Washington statt. Dabei erinnerte Franziskus noch einmal an den Skandal um sexuellen Missbrauch in der US-Kirche.
Sie habe sich diesem schwierigen Moment unter großen Opfern und ohne Furcht vor Selbstkritik gestellt, um verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen. Er unterstütze die großzügige Entschädigung von Opfern, so der Papst. Insgesamt hatten US-Bistümer rund eine Milliarde Dollar an die Betroffenen gezahlt und waren damit teils an den Rand des finanziellen Ruins geraten. Solche Verbrechen dürften sich niemals wiederholen, forderte Franziskus. "Bischöfe müssen sich des Kampfes zwischen Licht und Dunkelheit sehr bewusst sein", sagte der Papst weiter.
Papst zu Bischöfen: Geht gegen Unrecht vor!
Er bat die Bischöfe auch um weiteres Engagement für die Flüchtlinge aus Lateinamerika. Diese brächten Ressourcen mit, die das Land und die Kirche bereicherten. Der Papst appellierte außerdem an die Bischöfe, weiter entschlossen gegen Unrecht wie Abtreibung, Drogenelend und die Ausbeutung der Natur vorzugehen.
Franziskus war am Dienstagnachmittag (Ortszeit) von Kuba kommend in Washington eingetroffen. Am Donnerstag soll er dort als erster Papst vor dem Kongress sprechen. Freitag steht eine Rede vor den Vereinten Nationen in New York auf dem Programm. Zum Abschluss besucht er am Samstag und Sonntag das katholische Weltfamilientreffen in Philadelphia mit rund 17.500 Teilnehmern.(gho/dpa/KNA)
23.09.2015, 16.45 Uhr: ergänzt um neue Detailinformationen und Zitate
23.09.2015, 19.45 Uhr: ergänzt um Informationen zum Treffen mit den Bischöfen