Häufung biblischer Bezüge sei fragwürdig

Nach Geiselfreilassung: Theologen warnen vor Verklärung Trumps

Veröffentlicht am 13.10.2025 um 18:55 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Nach der Lobpreisung Donald Trumps in Israel warnen Theologen vor einer Mythisierung des US-Präsidenten. Der Vergleich mit Kyros dem Großen nach der Geiselfreilassung sei theologisch wie politisch fragwürdig.

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Bibelwissenschaftler haben religiöse Lobreden auf US-Präsident Donald Trump in Israel kritisiert. Die Grazer Professorin für Altes Testament, Irmtraud Fischer, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag: "Die Häufung der biblischen Bezüge auf die Trump-Administration ist mehr als fragwürdig. Die Vermischung von Religion und Politik ist beängstigend, und die fundamentalistische Untermauerung der Trump-Administration durch religiöse Sprache ist für den Erhalt der Demokratie brandgefährlich."

Der Sprecher der Knesset, Amir Ohana, hatte am Montagmittag im israelischen Parlament erklärt, Trump sei nicht nur ein weiterer amerikanischer Präsident, sondern "eine Größe der jüdischen Geschichte, für die wir zweieinhalb Jahrtausende in die Vergangenheit zurückblicken müssen, um mit Kyros dem Großen eine Parallele zu finden".

Evangelikale Metapher im Sinne Israels?

Theologin Fischer erinnerte an den biblischen Hintergrund des Vergleichs: Der Perserkönig Kyros werde in der Bibel als großer Befreier beschrieben, der die Gefangenen Israels aus dem babylonischen Exil zurückgeführt haben soll. "Das sogenannte Kyrosedikt gewährt freie Religionsausübung bei gleichzeitiger Akzeptanz der Substaatlichkeit." Wenn Trump nun als neuer Kyros gefeiert werde, sei das zwiespältig: "Er hat die letzten lebenden Geiseln heimgebracht – aber heißt dies auch, dass Israel damit eine kolonialistische Herrschaft der USA akzeptiert?", so Fischer.

Auch der Münsteraner Professor für Altes Testament, Oliver Dyma, äußerte Kritik. "Das Jesajabuch bezeichnet Kyros als Gesalbten, als Messias", sagte er auf Anfrage. Evangelikale Kreise spielten seit einiger Zeit mit diesem Kyros-Trump-Vergleich und der US-Präsident finde offensichtlich selbst daran Gefallen. "Evangelikal ausgerichtete Israel-Politik ist allerdings überhaupt nicht am Judentum interessiert, sondern auf eine spezifische Erwartung der Wiederkehr Christi ausgerichtet." Gleichsetzungen aktueller Politiker mit biblischen Figuren liefen stets Gefahr, "ideologisch missbraucht zu werden und fragwürdige Politik zu legitimieren", so Bibelwissenschaftler Dyma. (KNA)