Die Kirche muss endlich laut ihre Stimme gegen Trump erheben
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Was sich derzeit in den USA abspielt, ist mehr als ein politischer Richtungsstreit – es ist ein Angriff auf die Grundfesten der Demokratie. Unter Präsident Donald Trump erlebt das Land eine beängstigende Erosion rechtsstaatlicher Prinzipien. Die Geringschätzung demokratischer Institutionen, schamlose Lügen, die gezielte Spaltung der Gesellschaft und die menschenverachtende Politik gegen Migranten und Minderheiten: All das erinnert zunehmend an autoritäre Systeme, nicht an die älteste Demokratie der westlichen Welt.
Umso bedrückender ist das Verhalten der katholischen Kirche. Von den US-Bischöfen kam bislang kaum öffentlicher Widerspruch gegen diese Entwicklung, und auch aus dem Vatikan hört man nur verhaltene Töne. Zwar kritisierte Papst Leo XIV. zuletzt allgemein die "unmenschliche Behandlung von Einwanderern in den Vereinigten Staaten" – direkte Kritik an der Regierung seines Heimatlandes war von ihm bislang aber nicht zu hören. Wer die Zustände an der Grenze zu Mexiko, die Entrechtung von Schutzsuchenden oder die Verrohung des politischen Klimas sieht, fragt sich deshalb immer drängender: Wo bleibt die Stimme der Kirche?
Gerade jetzt wäre sie gefragt. Denn das Evangelium kennt keine Neutralität, wenn Menschen entrechtet, ausgegrenzt oder entmenschlicht werden. Jesus stellte sich stets an die Seite der Schwachen – nicht an die der Mächtigen. Wenn die Kirche heute dazu schweigt, verliert sie ihre Glaubwürdigkeit.
Es reicht nicht, allgemeine Appelle zur Nächstenliebe zu wiederholen. Die Kirche muss Trump, seine Politik, seinen Hass und seine Verachtung gegenüber Demokratie und Menschlichkeit beim Namen nennen – klar, unmissverständlich, laut. Sie muss zeigen, dass christlicher Glaube, auf den sich viele Anhänger des 79-Jährigen so gerne und so bigott berufen, untrennbar mit der Würde jedes Menschen verbunden und mit den Zielen der MAGA-Bewegung unvereinbar ist. Schweigen mag bequem sein, doch christlich ist es nicht. Wenn die Kirche ihre Stimme gegen Trump und seine Regierung erhebt, riskiert sie Widerspruch – wenn sie aber schweigt, riskiert sie das eigene moralische Fundament.
Der Autor
Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.
