Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand – die unterschätzten Gremien

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Anfang November finden in den mitgliedsstarken NRW-Bistümern Wahlen zum Kirchenvorstand und zu Pfarrgemeinderat statt. Institutionen, die seit Jahren Schwierigkeiten haben: Kandidaten lassen sich kaum noch finden, die Wahlbeteiligung dümpelt auf niedrigstem Niveau. Mancherorts bleiben die Gremien deswegen sogar unbesetzt.
Das ist tragisch. Mögen die Foren, angefangen bei ihrem sperrigen Namen, auch ein eher verstaubtes Image haben, wird das ihrem tatsächlichen Charakter nicht gerecht. Während in der Kirche aktuell quasi ununterbrochen von mehr Synodalität gesprochen wird, sind sie schon seit Jahrzehnten Orte echter Mitbestimmung. Der Kirchenvorstand regelt die Finanzen einer Gemeinde. In ihm hat der Pfarrer eine Stimme – und kann damit auch überstimmt werden. Der Pfarrgemeinderat hat vielerorts nicht nur beratende Funktionen, sondern echte Gestaltungsmacht, etwa bei sozialen Projekten oder beim Kirchenasyl. Zudem können die Kompetenzen demokratischer Beteiligung, die dort eingeübt werden, auch an anderer Stelle nützlich sein.
Doch die Kirche tut ihr Übriges, um es den wenigen Interessierten schwer zu machen. Eine gut sichtbare Vorstellung der Kandidaten auch für diejenigen, die nicht am Sonntag in die Kirche gehen? Fehlanzeige! In manchen Bistümern finden die Wahlen nur online oder per Briefwahl statt – die Wahlurne entfällt. Damit werden gerade die Älteren benachteiligt, die doch an vielen Orten die Stütze der Gemeinden sind.
Von daher ergeht hier ein doppelter Appell: Liebe Gemeindemitglieder, geht wählen und lasst Euch als Kandidaten aufstellen. Es lohnt sich. Angesichts wachsender Seelsorgeeinheiten geht es um viel. Und liebe Kirchenverantwortliche: Bitte behandelt diese Gemeindegremien als den Schatz, der sie sind: Macht bessere Werbung, senkt das Wahlalter, gebt jungen Menschen auch die Möglichkeit, sich punktuell zu engagieren statt über einen Zeitraum von vier Jahren. Das Modell der Diözese Rottenburg-Stuttgart, in der es nicht zwei, sondern nur ein starkes Gremium mit gebündelten Kompetenzen gibt, könnte auch in anderen Diözesen tragen. Andernfalls bricht den Gemeinden der Zukunft, die auf Ehrenamtliche angewiesen sind, das Rückgrat weg.
Die Autorin
Gabriele Höfling ist Redakteurin bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.