Bischof Feige: AfD bei christlichen Werten "heuchlerisch"

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat der AfD vorgeworfen, sich mit vermeintlich christlichen Werten schmücken zu wollen. "Der Versuch der AfD, ihre Positionen christlich zu verbrämen, ist heuchlerisch. Die gleiche Beatrix von Storch, die beim letzten 'Marsch für das Leben' gegen Abtreibung in vorderster Linie mitlief, hat gefordert, auf Flüchtlinge zu schießen", sagte Feige in der "Kölnischen Rundschau" (Mittwoch).
"Die AfD hält den Kirchen süffisant vor, nicht leidenschaftlich genug gegen Abtreibung einzutreten", so Feige weiter. "Aber ihr geht es nicht um die gottgegebene Würde des Menschen von Anfang an, die ja auch für Flüchtlinge gelten würde, sondern um eine vermeintlich nötige Regeneration des deutschen Volkes.
Abgesehen davon würde die AfD mit dem Thema Abtreibung in Ostdeutschland kaum offensiv in Wahlkämpfe ziehen, "denn Abtreibung wird hier seit DDR-Zeiten als moderne, selbstverständliche Errungenschaft angesehen". Mit dem Thema würde die AfD "hier ihr blaues Wunder erleben", sagte Feige.
AfD-Politiker "massiv kirchenfeindlich"
Hinzu komme, dass einige AfD-Politiker zu Kirchenaustritten aufriefen und "massiv kirchenfeindlich" aufträten. Die Auftritte des AfD-Politikers Hans-Thomas Tillschneider, der Vertreter der katholischen Kirche als vom Bösen besessen bezeichne, seien "reine Show". Tillschneider hatte kürzlich den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, als jemanden charakterisiert, der vom Teufel geschickt worden sei.
Versuche, mit der AfD ins Gespräch zu kommen, hätten sich dabei als kontraproduktiv erwiesen. In der Anfangszeit der Partei sei das zwar noch möglich gewesen. Aber: "Wer spalten und durch Säen von Zwietracht an die Macht kommen will, wird jede Gelegenheit nutzen, um seine Demagogie auszubreiten. Der wird nicht auf Argumente hören", so Feige.
Die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im kommenden Jahr sieht Feige als einen "nächsten großen Test" und warnt vor den Illusionen, dass die AfD ein "Ost-Phänomen" und die Demokratie bundesweit stabil und sicher sei. "70 Prozent der AfD-Wähler kamen aus dem Westen", sagte er mit Blick auf die vergangene Bundestagswahl. (KNA)