Gegen rechtsautoritäre Fantasien sind Christen zum Protest aufgerufen
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Die Methode "Flood the zone with shit" hat Donald Trump von Steve Bannon gelernt. Es geht dabei darum, die Öffentlichkeit mit Halbwahrheiten, Lügen, Geschwätz und im wahrsten Sinne des Wortes "Shit" zuzuschütten. Ziel ist die Ablenkung von brisanten Themen und die Zerstörung der Demokratie durch eine rechtsradikale Allianz aus Politikern, Tech-Milliardären und rechts-"christlichen" Kreisen. Am Samstag sind in den USA in größerer Zahl als im Juni Millionen von Menschen gegen diesen brutalen Umbau der Gesellschaft auf die Straße gegangen. Ihr Motto: "No Kings!" Und wie reagiert Trump? Mit einem Video, in dem er als selbst gekrönter König per Flugzeug Fäkalien über die Demonstrierenden ausleert. "Flood the zone with shit." J.D. Vance, der sich selbst als Nachfolger sieht und von Tech-Milliardär Peter Thiel dazu aufgebaut wird, legt nach und postet ein Video, in dem führende Demokraten sich vor "King Trump" huldigend verneigen müssen.
Die Strategie der Rechten, permanent die Grenzen des Sagbaren zu überschreiten, funktioniert in den USA und auch bei uns. In seinem hörenswerten Vortrag zu "Rechtsextremismus – Die Vordenker der Neuen Rechten" erläutert der Tübinger Erziehungswissenschaftler Markus Rieger-Ladich, dass das Reden über Menschen performativen Charakter habe. Über das Wetter zu reden, so sagt er, ändere nichts am Wetter. Wie wir über Menschen reden, das wirke.
Es wirkt nicht erst, wenn junge Republikaner sich im Chat darüber austauschen, wen sie in Gaskammern schicken wollen. Es wirkt, wenn ein Kanzler über ein unerwünschtes Stadtbild redet, das man durch Abschiebungen verschönern könne.
Es braucht dringend Widerstand gegen diese Verschiebung der Grenzen des Sag- und auch des Machbaren. Nicht erst dann, wenn einem die Worte fehlen vor Entsetzen. Haben Christ*innen, die den Satz "Bei euch aber soll es nicht so sein" (Mk 10,43) verinnerlicht haben, eine andere Wahl, als sich – auf welche Weise auch immer – der "No-Kings-Bewegung" anzuschließen? Wer dazu Ermutigung braucht, möge im Alten Testament nachlesen, was Propheten über Könige sagen, die ihre Macht missbrauchen und sich selbst an die Stelle Gottes setzen (lassen). Auf die Frage, was wir tun können gegen die Bedrohung von rechts, sagte Rieger-Ladich in der Diskussion zu seinem Vortrag: "Raus aus der Defensive und an der Seite derer stehen, die diskriminiert sind."
Die Autorin
Regina Nagel ist Religionspädagogin, Wirtschaftspsychologin und Autorin. Sie studiert derzeit Geschichte Europas an der FernUniversität Hagen und engagiert sich bei den Omas gegen Rechts Deutschland e.V.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.
