Abtpräses Jeremias Schröder berichtet von der Familiensynode

Tag 2: Der erste Arbeitstag - eine Synode legt los

Veröffentlicht am 06.10.2015 um 11:28 Uhr – Von Jeremias Schröder OSB – Lesedauer: 
Synodenblog

Vatikanstadt ‐ Synodenteilnehmer Abtpräses Jeremias Schröder berichtet vom ersten Arbeitstag der Familiensynode. Es ging um Krieg und Vertreibung im Nahen Osten, kleine und große Familien und das Knistern zwischen Kardinälen.

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Vor Augen geführt wird uns eine uralte christliche Bevölkerung - die Nachfahren der ersten Christen, die nun durch Flucht und Migration vor der Auslöschung steht. Manche beklagen das Leiden, andere sprechen schon davon, wie diese Kirchen im Exil und wahrscheinlicher noch in der dauerhaften Diaspora weiterleben können. Bischöfe aus Westeuropa berichten über die Aufnahme von Flüchtlingen, und über den immensen Druck, dem die fliehenden Familien ausgesetzt sind. So schwappt ein tagesaktuelles Thema in die Synode ein. Wir werden drastisch daran erinnert, dass diese vielen Männer und (wenigen) Frauen in der Aula eine Erfahrungsbreite mitbringen, die sonst kaum je auf so engem Raum versammelt ist, und diese Breite ist nicht nur bunte Vielfalt, sondern auch Leid und Schmerz.

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An diesem ersten Arbeitstag der Synode heißt es in Gang kommen. Sehr ausführlich wird der lange Weg der Vorbereitung dieser Synode geschildert, die in den ersten Tagen des Pontifikates von Franziskus ihren Ursprung hat. Kardinal Erdö von Budapest fasst das Instrumentum Laboris zusammen, die Arbeitsgrundlage der Synode. Einigen fällt auf, dass diese Zusammenfassung den Ton des Dokuments verschärft und Türen eher schließt als öffnet. Aber es ist ja der erste Tag.

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Ein erfahrener Synodenteilnehmer unter den Ordensleuten kommentiert, dass die Änderungen in der Synodenmethode geradezu revolutionär seien. Früher schien das Ergebnis einer Synode im Vorfeld schon festzustehen. Vor allem die Verlagerung in die Circuli Minores schafft nun aber eine innere Dynamik der Synode, die sich kaum vorhersehen läßt. Und dann ist da ja auch noch der Papst, der mit der Reform der Ehe-Annullierungen deutlich gemacht hat, dass er aus eher vagen Synoden-Anregungen sehr konkrete Folgerungen ziehen kann.

Das Synodenblog

Abtpräses Jeremias Schröder OSB von St. Ottilien nimmt an der Familiensynode im Vatikan teil. Für katholisch.de berichtet er regelmäßig direkt aus der Synodenaula.

Beim Pressegespräch wird nachgefragt zu den Spannungen unter den Kardinälen, immer wieder. Nun, es knistert schon etwas, aber ich höre da vor allem Leidenschaft heraus. Es geht ja um Themen, die den Bischöfen Herzensanliegen sind. Man merkt das etwa, wenn der neue Erzbischof von Berlin spricht: da brennt einer aus echter Seelsorge, aus Sorge für die Menschen. Weil die Themen wichtig sind, sind auch die Pressekonferenzen bis auf den letzten Platz gefüllt; das hat es vor 2014 wohl bei keiner Bischofssynode gegeben. Selbst die Themen der Vorgängersynoden sind meist nur noch Insidern erinnerlich ...

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Aufsehen erregt in der Aula der Kinderwagen mit dem kleinen Davide, dessen Eltern aus Italien stammen und in Belgien arbeiten. Auf der Visitenkarte der Familie sind die 13 Kinder des Ehepaares abgebildet. Das ist ziemlich beeindruckend. "Eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Kind - das ist auch Familie", sagt einer der Bischöfe. Es ist der Spagat, den die Synode schaffen muss, die kleinen und gebrochenen Familien zu trösten und zu heilen, und zugleich die Starken nicht zu entmutigen.

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Der Papst: er nimmt den ganzen Tag an den Sitzungen teil und mischt sich in der Pause unter die kaffeetrinkenden Synodalen. Zu Beginn der Sitzung spricht er einige einführende Worte. Wieder taucht das Wort vom Sabbat auf, der für den Menschen da ist, nicht umgekehrt. Vielleicht ein Leitmotiv für das, was der Mann "vom Ende der Welt" mit dieser Synode erreichen will?

Von Jeremias Schröder OSB