Standpunkt

Missbrauch – Die Kirche in Deutschland macht viel richtig

Veröffentlicht am 30.10.2025 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Gleich zwei neue Missbrauchsstudien erscheinen an diesem Donnerstag. Dabei wurde auch das Verhalten amtierender Bischöfe untersucht. Für Tobias Glenz zeigt das: Die katholische Kirche in Deutschland macht vieles, wenn auch nicht alles richtig.

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Der heutige Donnerstag wurde von vielen mit Spannung, von manchen wohl auch mit einer gewissen Nervosität erwartet: Mit Trier und Augsburg erscheinen in gleich zwei deutschen Bistümern neue Studien über kirchlichen Missbrauch. Dabei wurde auch das Verhalten amtierender Diözesanbischöfe unter die Lupe genommen. Welche Erkenntnisse die Untersuchungen bringen, welche Konsequenzen gezogen werden, bleibt abzuwarten. Fest steht: Schonungslose Aufarbeitung ohne Rücksicht auf Verluste ist richtig und wichtig.

Diesen Weg ist die Kirche in Deutschland seit dem Offenbarwerden des Missbrauchsskandals 2010 löblicherweise immer konsequenter gegangen. Ob zahlreiche wissenschaftliche Studien, die Einführung präventiver Maßnahmen auf allen kirchlichen Ebenen, eine Vereinbarung zwischen den deutschen Bischöfen und der Bundesregierung, die mitunter hohen Anerkennungsleistungen, Transparenz und unmittelbares Handeln beim Bekanntwerden neuer Fälle oder der Synodale Weg, der die systemischen Ursachen von Missbrauch beseitigen möchte: Wie keine zweite Organisation hierzulande hat sich die katholische Kirche das Thema auf die Fahnen geschrieben – natürlich auch deshalb, weil sie als vermeintliche moralische Instanz besonders tief gefallen ist.

Dabei ist sicher nicht alles Gold, was glänzt. Probleme bei der Aufarbeitung sind nicht von der Hand zu weisen. Auch werden bedauerlicherweise das Verbrechen des Missbrauchs und seine Ursachen in Teilen der Kirche noch immer kleingeredet. Und dennoch: Nicht zuletzt der Vergleich mit anderen Ländern macht deutlich, wie weit die katholische Kirche in Deutschland bei ihrer Missbrauchsaufarbeitung tatsächlich schon ist.

Inwiefern der neue Papst Leo XIV. das Thema auch für die Gesamtkirche auf dem Schirm hat, wird sich noch zeigen. Betroffene äußerten sich nach einem Treffen zuletzt vorsichtig optimistisch, zugleich fiel der Pontifex durch eine fragwürdige Aussage zu kirchlichem Missbrauch auf. Klar ist: Für die katholische Kirche insgesamt muss die Aufarbeitung der Vergangenheit und das Verhindern von Verbrechen in Zukunft höchste Priorität haben. Die Studien von Trier und Augsburg werden dabei ein weiterer Mosaikstein sein.

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.