Denkmalrat würdigt hohe volkskundliche Bedeutung der Wallfahrtskirche

Windpark-Debatte: Maria Vesperbild vor Aufnahme in Denkmalliste

Veröffentlicht am 01.11.2025 um 12:01 Uhr – Lesedauer: 

Maria Vesperbild/München ‐ Maria Vesperbild zwischen Augsburg und Ulm zählt zu den meistbesuchten Wallfahrtsstätten Süddeutschlands. Vor Ort sorgt jedoch seit Monaten ein geplanter Windpark für Diskussionen. Nun gibt es in der Sache Neues vom Landesdenkmalrat.

  • Teilen:

Der Bayerische Landesdenkmalrat befürwortet die Aufnahme der katholischen Wallfahrtskirche Maria Vesperbild im schwäbischen Landkreis Günzburg in die Liste der besonders landschaftsprägenden Baudenkmale in Bayern. Das in München ansässige Gremium würdigte "die außergewöhnlich hohe volkskundliche Bedeutung und die besondere Landschaftsprägung" des Gotteshauses. "Grund ist unter anderem die besonders lebendige Wallfahrt mit einem außergewöhnlich großen Einzugsgebiet und einer ebenso außergewöhnlich hohen Pilgeranzahl von rund 500.000 Pilgern im Jahr", so der Denkmalrat. "Die ungestörte Einbindung der Wallfahrt in die unmittelbar umgebende Landschaft stellt dabei ein kennzeichnendes Wesensmerkmal der Wallfahrt dar."

Der Vorsitzende des Landesdenkmalrats, der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper, sagte: "Der Schutz landschaftsprägender Denkmäler, in diesem Fall außerdem geprägt von großer Volksfrömmigkeit, ist ein wichtiges Votum für diesen Wallfahrtsort." Die Entscheidung räume dem Erhalt des identitätsstiftenden Ortes höchste Priorität ein. Der Prüfradius zur Freihaltung der Sichtachsen zum Gnadenort würden nun von drei auf bis zu zehn Kilometer erweitert – "im Bewusstsein unserer Verantwortung für das kulturelle Erbe und die verfassungsrechtlich garantierten Werte unseres Landes".

Geplanter Energiepark in etwa drei Kilometern Entfernung

Brannekämper zufolge wurde die Entscheidung des Landesdenkmalrats an die für die Denkmalliste zuständige Genehmigungsbehörde weitergeleitet, also das Landesamt für Denkmalpflege. Mit "Prüfradius" spricht Brannekämper das Thema Windkraft an, das seit Jahresbeginn in und um Maria Vesperbild für Debatten sorgt. Geplant ist der Bau eines Energieparks in etwa drei Kilometern Entfernung zu dem Wallfahrtsort. Die für Maria Vesperbild zuständige Marktgemeinde Ziemetshausen fordert jedoch ebenso wie Wallfahrtsdirektor Michael Menzinger einen Fünf-Kilometer-Schutzradius um die Pilgerstätte.

Zuständig für die Ausweisung von Windkraftgebieten im Bereich um Maria Vesperbild ist der Regionalverband Donau-Iller in Ulm. Dessen Direktor Markus Riethe sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) jüngst, nach einer Aufnahme Maria Vesperbilds in die Liste der besonders landschaftsprägenden Baudenkmale in Bayern müsste das geplante Areal zwar nochmals genauer unter die Lupe genommen werden. Windenergie habe aber per Gesetz seit zwei Jahren Vorrang bei der Abwägung mit allen anderen Schutzgütern, außer der Landesverteidigung. Die Rechtsprechung dazu zeige, dass der Denkmalschutz nur noch sehr bedingt Windräder verhindern könne. (KNA)