Kirche müsse Rechte aller Menschen respektieren

Vatikan-Prozess zu Ex-Jesuit Rupnik läuft – Papst Leo bittet um Geduld

Veröffentlicht am 05.11.2025 um 10:35 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Seit Jahren erschüttert Rom der Sex-Skandal um den Ex-Jesuiten Marko Rupnik. Seit etwa einem Monat untersucht ein vom Vatikan einberufenes Sondergericht den Fall. Nun äußern sich Papst Leo XIV. und sein Glaubenshüter.

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Papst Leo XIV. bittet um Geduld beim derzeit laufenden Prozess gegen den Ex-Jesuiten Marko Rupnik. Dem slowenischen Künstler und Priester wird von mehreren Frauen vorgeworfen, er habe sie sich unter Ausnutzung seiner Autorität als Geistlicher sexuell gefügig gemacht. Prozesse brauchten Zeit, sagte Leo XIV. vor Journalisten am Dienstagabend. "Ich weiß, dass es schwierig ist, von den Opfern Geduld zu verlangen, aber die Kirche muss die Rechte aller Menschen respektieren." Er hoffe, dass dieser Prozess Gerechtigkeit und Klarheit schaffe, so der Papst vor seiner Abreise aus Castel Gandolfo.

Mitte Oktober hatte das vatikanische Glaubensdikasterium ein fünfköpfiges Sondergericht ernannt. Die Frauen und Männer, die laut Vatikan keine Ämter in der Kurie innehaben, sollen im Sex-Skandal rund um Rupnik entscheiden. Papst Franziskus hatte im Oktober 2023 angeordnet, weiter gegen den Slowenen zu ermitteln, obwohl die Rupnik zur Last gelegten Taten kirchenrechtlich verjährt sind.

Der Leiter des Glaubensdikasteriums, Kardinal Victor Fernández, hatte sich ebenfalls am Montag zu dem laufenden Prozess geäußert. Am Rande einer Konferenz in Rom gab er an, nichts über den genauen Stand der Untersuchung zu wissen, weil die Richter frei arbeiteten. Auf die Frage, ob noch in diesem Jahr mit einer Entscheidung zu rechnen sei, antwortete Fernández: "Wir hoffen es."

Papst bestätigt Kunst-Entfernung zum Opferschutz

Rupnik hat als Mosaikkünstler zahlreiche Kirchen und Kapellen in aller Welt gestaltet. 2023 schloss der Jesuitenorden ihn "wegen Ungehorsams" aus; er blieb aber weiter Priester. Ferner hatte sein ehemaliger Orden bestätigt, dass Rupnik im Jahr 2020 wegen sexueller Vergehen mit erwachsenen Frauen zeitweise exkommuniziert, also aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen war.

Der Umgang mit Rupniks Kunstwerken ist seit Bekanntwerden der Vorwürfe umstritten. In manchen Kirchen, deren Fassaden oder Innenräume Rupnik mit seinen Werken ausschmückte, wurden diese nach Bekanntwerden der Vorwürfe verhängt. In anderen Gebäuden sind sie weiterhin zu sehen. Auch auf den Internetseiten der Vatikanmedien wurden seine Bilder lange zur Illustration genutzt; rund einen Monat nach Amtsantritt von Leo XIV. verschwanden sie.

Dass seine Werke an einigen Orten verdeckt oder von Websites entfernt wurden, sei geschehen, "um den Opfern nahe zu sein", bestätigte der Papst am Dienstagabend. Immer wieder hatten Opferschutz-Experten darauf hingewiesen, dass Betroffene unter der fortwährenden Sichtbarkeit von "Täterkunstwerken" litten. (KNA)