Konservativer Erzbischof neuer Chef der Bischofskonferenz

Theologe Dahlke: US-Bischöfe zeigen mit Vorsitzwahl Nähe zu Trump

Veröffentlicht am 12.11.2025 um 15:47 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Ein konservativer Erzbischof übernimmt die Führung der US-Bischofskonferenz. Der Eichstätter Theologe Benjamin Dahlke sieht in der Wahl ein deutliches politisches Signal.

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Die Wahl von Erzbischof Paul Stagg Coakley zum neuen Vorsitzenden der US-amerikanischen Bischofskonferenz verdeutlicht nach Einschätzung des Eichstätter Theologen Benjamin Dahlke die politische Ausrichtung der US-Kirche. "Mit der Wahl von Coakley setzt sich fort, was seit 2016 zu beobachten ist: eine gewisse Nähe der amerikanischen Bischöfe zur Trump-Administration", sagte Dahlke am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Entscheidung zeige, dass die konservativen Kräfte innerhalb der Konferenz derzeit den Ton angäben. Coakley sei noch unter Papst Johannes Paul II. zum Bischof ernannt worden, erklärte Dahlke. "Unter dem polnischen Papst kam eine ganze Generation von Kirchenführern ins Amt, die moraltheologisch konservativ und strikt auf Rom ausgerichtet war. Diese Bischöfe werden oft als 'culture warriors' bezeichnet."

Darüber hinaus verwies Dahlke auf Coakleys Verbindungen zu politisch konservativen Netzwerken: "In politischer Hinsicht ist interessant, dass Coakley in die Leitung des Napa Institute eingebunden ist. Diese privat finanzierte Stiftung stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen dem konservativen Katholizismus und der Republikanischen Partei dar." Hinzu komme, dass Coakley aus einem stark republikanisch geprägten Bundesstaat stamme. "Er muss nun gut überlegen, wie nahe er der Trump-Administration kommen möchte", so Dahlke weiter. "Eine zu große Nähe sollte nicht sein. Schließlich haben bei der letzten Wahl auch 44 Prozent der Katholikinnen und Katholiken für die Demokratische Partei gestimmt." Die Kirche müsse für alle Menschen da sein, betonte der Theologe.

Dahlke: Vizepräsident keine liberale Alternative

Auch wenn Coakleys unterlegener Mitbewerber, Bischof Daniel Flores, keine liberale Alternative darstelle, verkörpert er laut Dahlke eine deutlich stärkere sozialethische Sicht. "Da seine Familie auch Wurzeln in Mexiko hat und er von Haus aus Spanisch spricht, hat er eine große Sensibilität für sozialethische Themen. Das gilt gerade für die Migration." Dahlke geht davon aus, dass die liberaleren Bischöfe deshalb für Flores gestimmt hätten, weil er ihnen annehmbarer erschien. Flores wurde schließlich zum Vizepräsidenten der Bischofskonferenz gewählt.

Trotz der konservativen Mehrheitsverhältnisse erwartet Dahlke, dass die US-Bischöfe die Migrationspolitik der Trump-Regierung wie schon zuletzt kritisch begleiten werden. Es bleibe jedoch festzuhalten: "Sonderlich progressiv sind die US-Bischöfe sicherlich nicht." – Benjamin Dahlke ist Professor für Dogmatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 2024 veröffentlichte er ein Buch zur katholischen Theologie in den USA. (KNA)