Standpunkt

Leistungen für Familien streichen ist wenig christlich

Veröffentlicht am 12.12.2025 um 00:01 Uhr – Von Theresia Kamp – Lesedauer: 

Bonn ‐ Kurz vor Weihnachten streicht die bayerische Schwesterpartei der CDU ihre Leistungen für Familien. Das ist wenig christlich, kommentiert Theresia Kamp. Familien werden schlechter gestellt und der Trend zu früher, längerer Betreuung verstärkt.

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In Bayern spielt sich derzeit ein familienpolitisches Drama ab, das deutschlandweite Aufmerksamkeit verdient. Verantwortlich ist nämlich die Partei, deren "C" im Namen Familien eigentlich schützen sollte.  

"Echte Wahlfreiheit für alle Eltern, unabhängig vom Einkommen – das gibt es nur in Bayern", so lautete der Slogan des bayerischen Familiengelds. 250 Euro bekam man pro Monat, ab dem ersten bis zum dritten Geburtstag des Kindes. Vielen wurde dadurch etwas mehr Familienzeit ermöglicht. Im Juli wurde verkündet, das Familiengeld würde zum Kinderstartgeld "weiterentwickelt". Statt der monatlichen Zahlungen gäbe es künftig 3.000 Euro zum ersten Geburtstag. Wer rechnen konnte, hat diese "Entwicklung" schnell entlarvt. Das Familiengeld wurde stillschweigend halbiert. Dennoch wurde es prominent auf dem Instagram-Account von Markus Söder propagiert, Agentur-Foto von einem lachenden Baby inklusive: "POV: Bayern schenkt Dir 3.000 Euro zum ersten Geburtstag".  

Im November dieses Jahres dann die Nachricht: Unter dem Christbaum wird es gar keine Geschenke für Babys geben. Das Kinderstartgeld wurde von der Regierung gestrichen, noch bevor es je ausgezahlt wurde. Der Betrag fließe jetzt direkt in die Kitas. 2018 hatte die damalige Familienministerin das Familiengeld noch damit begründet, dass Eltern am besten wüssten, welche Betreuung für ihre Kinder richtig sei. 2025 muss man feststellen: Eine Wahlfreiheit ist nicht mehr erwünscht, der Staat weiß besser als die Eltern, dass schon die Kleinsten in die außerhäusliche Betreuung gehören.  

Der politische Hintergrund ist klar. Das schwächelnde Deutschland soll durch Arbeitskraft wieder nach vorn gebracht werden. Dafür werden Mütter entdeckt, die doch sofort in Vollzeit bereitstünden, wenn nur der Kita-Platz gesichert wäre. Dass sich viele Eltern etwas anderes wünschen, zeigen zahlreiche Proteste in den Sozialen Medien. Eine besonders erfolgreiche Petition ruft diesen Samstag zu einer Demonstration in München auf. 

Kurz bevor das "Fest der Familie" gefeiert wird, hat es die bayerische Regierung mit einer Maßnahme in die Schlagzeilen geschafft, die Familien schlechter stellt und den Trend unterstützt, Kinder immer früher und immer länger betreuen zu lassen. Wenn nicht einmal mehr die CSU den Wert der Familie hochhält, wer dann? 

Von Theresia Kamp

Die Autorin

Theresia Kamp hat Theologie und Romanistik studiert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und schreibt regelmäßig für verschiedene christliche Medien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.