Johannes Röser über die Himmelshoffnung

Agenda 30

Veröffentlicht am 16.10.2015 um 00:01 Uhr – Von Johannes Röser – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Johannes Röser über die Himmelshoffnung

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Kaum hatte Papst Franziskus die Uno-Vollversammlung verlassen, trat die kolumbianische Popsängerin Shakira in den Saal und gab ihre Sicht der Zukunft und der neuen nachhaltigen Entwicklungsziele zum Besten. Sie stimmte dazu ein gott-loses Lied an, "Imagine" von John Lennon. Es lädt ein zu träumen, sich vorzustellen, daß es "keinen Himmel" (Heaven) mehr gebe, über uns nur noch das Firmament (Sky). Auch gebe es keine Religion mehr. Alles ist friedlich, die Leute leben einzig für das Heute. Dann endlich werde die Welt "als eine leben".

Schöne neue Uno-Welt, mit der Agenda 2030 demnächst verwirklicht? Man könnte Shakira und ihren Anhängern zynisch empfehlen: Träumt schön weiter! Der neue Mensch mit dem Himmel auf Erden wurde schon oft verheißen und ist stets ausgeblieben, ob als klassenlose Gesellschaft, Reich der Freiheit, Sex ohne Tabus oder Glück unendlichen Konsums. All das hat sich als Opium des Volkes erwiesen, als pure - wie der Wiener Theologe Paul M. Zulehner sagte - Diesseitsvertröstung. Dennoch scheint die Wellness-Diesseitsreligion demokratisch verwöhnter Kapitalismusbürger bestens zu funktionieren.

Die Kirchen haben sich angepaßt. Nur nicht irritieren, nur nicht Anstoß erregen mit befremdlichen Botschaften. Des Himmels muß man sich schämen, das Jüngste Gericht ist aus der Alltagstheologie ausgeblendet, allenfalls noch in Portalen von Kathedralen präsent. Vom ewigen Leben wagt kaum noch ein Pfarrer zu predigen. Der Opiumvorwurf der Jenseitsvertröstung hat tief getroffen. Nur hilft der Rückzug aufs Wohlgefällige wenig angesichts der Tatsache, daß Jedermann und Jedefrau, jegliche Kreatur sterben muß und daß auch unser schöner blauer Öko-Planet mitsamt Öko-Sonne zur Auslöschung bestimmt ist.

Wann darf die Religion wieder Religion werden, wann wird sich das Christsein wieder der Auferstehungshoffnung des Christusglaubens zuwenden? Noch gibt es sie ja, die Agenda 30 aus jenem ungefähren Jahr 30, als Jesus am Kreuz starb und Zeitzeugen die Frohe Botschaft verkündeten, er sei von Gott auferweckt, in den Himmel erhoben worden. Eine Kirche, die nicht mehr vordringlich davon erzählen und das als Mitte feiern will, kann abdanken. Ihre Existenz hat nur eine Berechtigung: Wir wollen mehr Himmel wagen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Johannes Röser