Papst Leo XIV. sieht Zukunft der Kirche durch Priestermangel bedroht
Leo XIV. hat sich in einem langen Papstschreiben besorgt wegen des Priestermangels in einigen Ländern gezeigt. Statt einer Änderung des Zugangs zur Priesterweihe, die bisher unverheirateten Männern vorbehalten ist, schlägt er andere Verbesserungen vor. So fordert er in dem am Montag im Vatikan veröffentlichten Schreiben mit dem Titel "Eine Treue, die Zukunft schafft" mehr Wohngemeinschaften von Priestern und eine bessere Kooperation mit Laien. Anlass des "Apostolischen Schreibens" ist der 60. Jahrestag der Texte "Optatam totius" und "Presbyterorum ordinis" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965). Leo lädt dazu ein, beide Texte neu zu lesen; sie seien von großer Aktualität. Das Papstschreiben beginnt mit dem Satz: "Eine Treue, die Zukunft schafft, dazu sind die Priester auch heute berufen."
Zum Mangel an Neupriestern in Deutschland und anderen Ländern schreibt der Papst: "Alle sind gefordert, die Fruchtbarkeit der Seelsorge der Kirche zu überprüfen." Zwar hänge die sogenannte Berufungskrise oft mit gesellschaftlichen und kulturellen Trends in einem Land zusammen. Dennoch müsse die Kirche den Mut haben, jungen Männern attraktive Angebote zu machen und ein Umfeld zu schaffen, in dem die Bereitschaft zur Annahme einer Priesterberufung und zu einem Leben in totaler Selbsthingabe wachse. Weiter schreibt der Papst: "Erinnern wir uns daran: Es gibt keine Zukunft ohne die Sorge um alle Formen der Berufung." Zum Zölibat heißt es in dem Schreiben: "Nur Priester und Ordensleute, die menschlich reif und geistlich gefestigt sind, können die Verpflichtung zum Zölibat auf sich nehmen und das Evangelium des Auferstandenen glaubhaft verkünden."
Ein Satz zum Thema Missbrauch
Auch das Thema sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige durch Geistliche kommt in dem Schreiben vor. Dazu heißt es: "In den letzten Jahrzehnten hat die Krise des Vertrauens in die Kirche, die durch Missbrauchstaten von Geistlichen ausgelöst wurde, welche uns mit Scham erfüllen und uns zur Demut mahnen, uns noch stärker bewusst gemacht, wie dringend notwendig eine ganzheitliche Ausbildung ist, die das menschliche Wachsen und Reifen der Priesteramtskandidaten zusammen mit einem tiefen und soliden geistlichen Leben gewährleistet."
Ferner enthält das Schreiben diverse Orientierungen und Mahnungen an die Adresse der rund 400.000 Priester weltweit. Unter anderem schlägt der Papst ihnen vor, gegen die verbreitete Einsamkeit von Geistlichen neue Formen des Zusammenlebens zu suchen. Auch ermahnt er sie, weder im Internet noch anderswo der Versuchung des Hyperaktivismus nachzugeben und sich selbst nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Zur Zusammenarbeit der Priester mit Laien bemerkt der Papst: "Der Dienst des Priesters muss das Modell eines exklusiven Führungsstils überwinden, der zu einer Zentralisierung der Pastoral und zur Last all der ihm allein übertragenen Verantwortlichkeiten führt. Stattdessen muss der Dienst des Priesters zu einem immer kollegialeren Führungsstil gelangen, in Zusammenarbeit zwischen den Priestern, den Diakonen und dem gesamten Volk Gottes." (KNA)
